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Ein Stapel Zeitungen und ein Tablet

Kulturleben in Lörrach mit und trotz Corona


Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr, der mit Schließungen und Verboten von Veranstaltungen verbunden war, konnten durch die vorübergehenden Lockerungen über den Sommer zwar wieder Kulturangebote in kleineren Formaten stattfinden. Strenge Hygieneauflagen, Beschränkungen bei den Besucherzahlen und eine allgemeine Unsicherheit ermöglichten aber dennoch keinen Normalbetrieb, sodass die gesamte Kulturszene nicht nur organisatorisch großen Herausforderungen gegenüberstand, sondern vielerorts finanziell ums Überleben kämpfen muss. Mit den Einschränkungen im November kam das kulturelle Leben erneut größtenteils zum Erliegen. Wie sich die Lage 2021 weiterentwickelt, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

In der städtischen Kulturarbeit und den Einrichtungen konnten 2020 dennoch wichtige Projekte vorangetrieben werden, innovative und kreative Lösungen ermöglichten die Durchführung verschiedener Veranstaltungen und Angebote trotz Beschränkungen.

Erstes Konzept für Erinnerungskultur in Lörrach

Unter Federführung des Fachbereichs Kultur und Tourismus konnte im September 2020 das erste Lörracher Konzept für Erinnerungskultur vom Gemeinderat verabschiedet werden. Das Konzept wurde in einem zweijährigen partizipativen Prozess zusammen mit Gemeinderat, interessierter Bürgerschaft, Historikerinnen und Historikern, Kulturschaffenden, Gästeführerinnen und Gästeführern genauso wie Mitarbeitenden aus verschiedenen Fachbereichen der Verwaltung erarbeitet. Mit großem Engagement wurden Schwerpunktthemen und Grundsätze formuliert und die Erinnerungskultur der Stadt somit auf eine neue Basis gestellt.
Mit (Innen-)Stadtrundgängen und weiteren Maßnahmen, die in den nächsten Jahren in der Stadt umgesetzt werden, soll die Erinnerungskultur in der Stadt sichtbar werden.

Am 24. September 2020 wurden, als erste konkrete Maßnahme aus dem neuen Konzept Erinnerungskultur, die ersten Stolpersteine in Lörrach verlegt. In einer würdigen Zeremonie im Beisein von Nachfahren, Antragstellern und vielen Bürgerinnen und Bürgern erinnerte Oberbürgermeister Lutz an den Leidensweg der Opfer des Nationalsozialismus und an unsere Verantwortung heute, dieses Leiden niemals zu vergessen.

Die Verlegung der Stolpersteine soll auch in Lörrach als langfristig angelegtes Projekt umgesetzt werden. Schon für das kommende Jahr ist die nächste Verlegung von Stolpersteinen anvisiert. Anträge dafür können beim Fachbereich Kultur und Tourismus per Mail an kultur(at)loerrach.de jederzeit gestellt werden. Wie schon in diesem Jahr wird es wieder einen unabhängigen Beirat geben, der nach fachlicher Prüfung der Anträge entscheidet an welcher Stelle für welche Personen Stolpersteine verlegt werden sollen.

Neue Formate: Gästeführungen, Tag der Demokratie, Gedenken an die Pogromnacht

Die Auswirkungen der Coronapandemie brachten nicht nur Einschränkungen mit sich, sondern beförderten auch die Entwicklung neuer Ideen und Formate.

Von Mitte Mai bis Juli und erneut ab November mussten alle Gästeführungen der Stadt Lörrach abgesagt werden. Auch das zehnjährige Jubiläum der Bridge Gallery konnte nicht gefeiert werden. Um die Angebote nicht komplett ausfallen zu lassen, wurden sechs digitale „Stadtführungen für Zuhause“ produziert, bei denen Monika Haller und Hubert Bernnat die Geschichten hinter prägender Orte Lörrachs erzählten. Zudem fand auch der Tag des Denkmals zum ersten Mal digital statt. Sigrun Hecker berichtete auf einem virtuellen Baumspaziergang über die Naturdenkmäler der Stadt.

Auch der Tag der Demokratie 2020 stand ganz im Zeichen von Corona. In kleinerer Form, mit eingeschränktem Programm und ohne den Markt der Zivilgesellschaft, der in normalen Jahren von den zahlreichen Begegnungen und Gesprächen lebt, konnte die Veranstaltung im September dennoch stattfinden. Digital und live übertragen wurde in diesem Rahmen zum ersten Mal die Podiumsdiskussion „Demokratie im Dreiländereck in Zeiten von Corona“ aus dem Dreiländermuseum. Die lebhafte und interessante Diskussion mit dem Publikum im Anschluss war geprägt von den unterschiedlichen Erfahrungen der Podiumsteilnehmerinnen und Teilnehmer aus drei Ländern.

Eine neue Form des Gedenkens fand zudem am 9. November im Rahmen der Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht statt. Um trotz der Einschränkungen den Novemberpogromen 1938 zu gedenken und ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus zu setzen, nahmen Oberbürgermeister Jörg Lutz, Landesrabbiner Moshe Flomenmann und Sprecher der Gruppe Abraham, Pfarrer Dr. Michael Hoffmann, Gedenkworte per Video auf, die über die Website der Stadt Lörrach veröffentlicht wurden.

Städtische Kultureinrichtungen

Musikschule

Im Bereich Instrumentalunterricht hat die städtische Musikschule sehr schnell auf den Lockdown im März reagiert und den (Einzel)Unterricht praktisch sofort auf Skype umgestellt. Die allgemeine Erfahrung war, dass der Online-Unterricht zwar nicht optimal aber besser als gedacht funktionierte und von Schülerinnen, Schülern und Eltern größtenteils sehr dankbar aufgenommen wurde. Im Laufe des Jahres sind weitere digitale Formate wie Mitmachvideos, Werbe- und Informationsvorstellungen im Netz oder die Instrumentenvorstellungsreihe „Was klingt denn da“ dazugekommen. Für die Nacht der Klänge konnte mit „Klänge im Netz“ ebenfalls ein digitales Ersatzformat geschaffen und zudem durch weitere, kleinere digitale "Konzerte" den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeiten gegeben werden, trotz Corona das Gelernte vorzuspielen.

Dreiländermuseum

Die Zahl der Museumsbesucherinnen und -besucher halbierte sich 2020 aufgrund der coronabedingten Schließungen. Zahlreiche Veranstaltungen und pädagogischen Angebote mussten ausfallen oder auf 2021 verschoben werden. Dennoch gelang es, insbesondere zwei große Projekte durchzuführen:

Projekt Kunst und Nationalsozialismus

Erstmals thematisierte eine Ausstellung umfassend das Thema badische Kunst im Verhältnis zum Nationalsozialismus. Zur Ausstellung erschien ein ausführlicher Katalog, zugleich Band 30 der Reihe Lörracher Hefte. Zahlreiche Tabus wurden offengelegt. Parallel dazu zeigten Museum und Stadtarchiv die Ausstellung „Gefeiert und gefürchtet“, eine Zusammenfassung des ebenfalls publizierten neuen Lörracher Heftes zum Nationalsozialismus in Haagen, Brombach und Hauingen. Mit zentralen Leihgaben aus dem Dreiländermuseum öffnete im Historischen Museum Basel außerdem die Ausstellung „Grenzfälle. Basel 1933 – 1945“. In der Zeit zwischen den beiden Lockdowns gab es intensive Diskussionen zu dieser grenzüberschreitenden Aufarbeitung in Bevölkerung und Medien, doch konnte das Potential wegen der coronabedingten Einschränkungen nicht voll ausgeschöpft werden. Alle drei Ausstellungen und die Veranstaltungen dazu werden daher noch weit ins Jahr 2021 hinein verlängert.

Interreg-Projekt „Die Dreiländersammlung“

Das Projekt startete am 1. März 2020 und dauert bis zum 28. Februar 2023. Das Projekt mit einem Gesamtbudget von über 5 Millionen wird vom Dreiländermuseum aus organisiert, Projektträger ist die Stadt Lörrach. Insgesamt 30 Partner entwickeln Ausstellungen, Datenbanken, Apps, Lehrgänge oder sonstige Angebote mit Objekten aus der Dreiländersammlung. Gefördert wird in diesem Rahmen insbesondere der Bau der Museumsdepots, für das europäische Zuschüsse von über 1,7 Millionen Euro für die Stadt Lörrach genehmigt sind. Der Depotbau hat im Dezember begonnen.  

Stadtbibliothek

In der Stadtbibliothek ergab sich durch die Coronaauflagen nicht nur ein deutlich höherer Arbeits- und Personalaufwand, auch konnten viele der geplanten Veranstaltungen und Aktionen in diesem Jahr nicht stattfinden oder mussten pausieren. Die Kooperationen mit Schulen und Kindergärten liefen nach den Sommerferien zwar wieder an, mussten aber durch die erneuten Einschränkungen im Herbst eingestellt werden.

Während des Lockdowns im Frühjahr verzeichnete die Stadtbibliothek mehr Ausleihen, als die Onleihe für alle Nutzerinnen und Nutzer freigeschaltet wurde.

Auch die Planungen eines "Makerrooms" mit Möglichkeit zum Kennenlernen von Techniken wie 3D-Druck pausiert wegen Corona aktuell. Ein Schnuppertag hätte in diesem Zusammenhang im Herbst stattfinden sollen. Weiterentwickelt wurde das Thema "Digitale Bildung", beispielsweise durch ein neues Angebot, das Grundschülern und Gymnasiasten die Möglichkeit bietet, Grundlagen des Programmierens mit Hilfe von Ozobots (Minirobotern) zu erlernen.

PlusPunktZeit

Die städtische Seniorenarbeit des PlusPunktZeit basiert auf persönlichen Treffen, Gemeinschaft erleben und dem gegenseitigen Austausch bei Veranstaltungen. Alternativen sind hier schwieriger umzusetzen als bei anderen Zielgruppen und Formaten. Dennoch wurden auch hier kreative Lösungen gefunden, um der sozialen Isolation gerade in Coronazeiten entgegenzuwirken. So fanden seit Sommer einmal wöchentlich Videokonferenzen der Kultur- und Naturgruppe statt; seit September konnte sich auch die Zukunftsgruppe alle 14 Tage per Video treffen.

Darüber hinaus lief die kontinuierliche Kontaktpflege über E-Mail und Telefon mit den zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter. Auch standen diese teilweise virtuell mit den Besucherinnen und Besuchern in Kontakt.

Stabsstelle Medien und Kommunikation

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