Volltextsuche auf: https://www.loerrach.de
Ein Stapel Zeitungen und ein Tablet

Diskussion um Carl-Keller-Weg


Unter Einbeziehung der Anliegerinnen und Anlieger des Carl-Keller-Wegs plant die Stadt Lörrach nun das weitere Verfahren bis zum geplanten Gemeinderatsbeschluss Anfang 2021.
 
Der Carl-Keller-Weg wurde 1965 durch den Gemeinderat nach dem Arzt Carl Keller benannt, der für das Lörracher Krankenhaus große Verdienste hatte und sich auch für viele Kriegsverwundete in der Stadt engagierte. Eine Doktorarbeit des Arztes Johann Faltum aus dem Jahr 2016 brachte jedoch zu Tage, dass Carl Keller ab Mitte der 1930er Jahre mindestens 199 Zwangssterilisationen als Chefarzt persönlich durchgeführt hat. Mehr noch, hat sich Keller sogar persönlich um diese Tätigkeit beworben.
 
Die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur hatte sich schon frühzeitig dafür ausgesprochen, dass diese Straßenbenennung im Anschluss an die Verabschiedung des Konzepts zur Erinnerungskultur überdacht werden muss. Durch die öffentliche Diskussion im Sommer wurde diese Diskussion nun etwas früher als geplant durchgeführt.
Während einer Sitzung am 17. September sprach sich die Arbeitsgruppe mehrheitlich für eine Umbenennung der Straße aus und empfiehlt in jedem Fall eine erklärende Tafel anzubringen, die sowohl die Geschichte Carl Kellers als auch die Geschichte der Straßenbenennung in kurzen Zügen darstellt. Der Arbeitsgemeinschaft ist es wichtig, diese Geschichte nicht nur durch eine Umbenennung einfach zu entfernen. Die Geschichte der Namensgebung ist letztlich auch ein Teil der Stadtgeschichte, die nicht vergessen werden sollte.
Es gab allerdings auch Stimmen, die sich für eine Beibehaltung des Straßennamens ausgesprochen haben. Auch diesen Mitgliedern war aber die historische Einordnung Carl Kellers sehr wichtig, die aber hier durch eine Beibehaltung und Erklärung des Namens erreicht werden sollte.
 
Für den Fall, dass es abschließend durch den Gemeinderat zu einer Umbenennung kommen sollte, hat die Arbeitsgruppe auch bereits erste Vorschläge für einen Namen des Weges präsentiert. Favorit aller Anwesenden war der Name Annemarie-Schier-Weg.
Die Kinderärztin Annemarie Schier war in der Stadt eine sehr beliebte Ärztin und hat sich laut verschiedenen Zeitzeugenberichten in der Zeit der NS-Herrschaft für Kinder der Stadt eingesetzt und möglicherweise auch kranken jüdischen Menschen zur Flucht über die Grenze verholfen.
 
Die Stadtverwaltung plant die nächsten Schritte der möglichen Umbenennung ohne Zeitdruck, sodass bis Anfang 2021 eine Entscheidung im Gemeinderat vorbereitet werden kann. In einem nächsten Schritt sollen unter anderem der Vorschlag der AG Erinnerungskultur sowie weitere Vorschläge auch mit den Anliegerinnen und Anliegern des Carl-Keller-Wegs diskutiert werden. Oberbürgermeister Jörg Lutz dankt der guten Vorbereitung durch die Arbeitsgruppe und spricht sich nun dafür aus, die weiteren Schritte ohne Druck und mit viel Fingerspitzengefühl voranzubringen: „Wir haben es in den letzten Jahren in der Erinnerungskultur geschafft, dass sehr schwierige Prozesse und Diskussionen in einem sehr einvernehmlichen Miteinander endeten. Dies wird am besten deutlich in der Entscheidung für die Verlegung von Stolpersteinen in unserer Stadt. Mir ist sehr daran gelegen, dieses gute und konstruktive Miteinander auch in der Entscheidungsfindung zum Carl-Keller-Weg fortzuführen. Daher gehen wir nun mit einer klaren Haltung in einen offenen Dialog mit den Grundstückseigentümern und den Entscheidungsträgern und tun alles für eine einvernehmliche Lösung.“

Stabsstelle Medien und Kommunikation

Nach oben