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Sonja Raupp, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Kultur und Tourimus, verlas Ausschnitte aus den letzten Briefen von Maria und Joseph Grunkin

Maria Grunkin, Rufname Marie, wurde am 5. November 1913 in Lörrach geboren. Nach der Schulzeit wurde sie in Basel zur Damenschneiderin ausgebildet und arbeitete dort in Modehäusern, bevor sie sich mit ihrer Schwester Rosa selbstständig machte. Rosa heiratet 1938 Paul Schäublin aus Riehen. Trotz Entzug der Staatsbürgerschaft 1934 und der umfassenden Berufsverbote für Juden führte Maria Grunkin als Unternehmerin erfolgreich den letzten jüdischen Betrieb in Lörrach. Sie durfte nur für jüdische Kunden arbeiten, aber verdiente den Lebensunterhalt für sich und ihre verwitwete Mutter Fanny bis zu ihrer Deportation im Oktober 1940.

Am 22. Oktober 1940 wurde sie zusammen mit ihrer Mutter Fanny Grunkin nach Gurs deportiert. Maria konnte nur das, was sie am Leibe trug mitnehmen und zwei Wolldecken (S. 45). Maria Grunkin Ist auf den Fotos der Lörracher Deportation zu erkennen. In zahlreichen Briefen an ihre Schwester beschreibt Maria Grunkin die plötzliche Abreise, beklagt den Verlust ihres Eigentums, hofft auf Rückgabe ihrer Sachen und schildert die menschenunwürdigen Bedingungen im Lager Gurs. Marie ist im Lager wieder als Schneiderin tätig, organisiert Stoffe und versorgt andere Internierte mit Kleidung. Sie sorgt sich sehr um die Gesundheit der Mutter und ihren Bruder Joseph. Im Lager lernte sie den Metzger Franz Wrobel aus Mannheim kennen, der mit Ihrem Bruder Joseph in der Lagerversorgung arbeitet. Im April 1941 verlobten sie sich. Mitte April 1941 konnte ihre Mutter Fanny endlich das Lager verlassen, nachdem Sie am 16. April eine Einreiseerlaubnis in die Schweiz zu ihrer Tochter Rosa erhalten hatte.

Der Briefwechsel mit ihrer Schwester ist für Marie wie eine Nabelschnur in die „normale“ Welt, der sie ermutigt und kleine Erleichterungen im Lageralltag ermöglicht. Lange hofft Marie, dass sie und ihr Bruder Joseph ebenfalls in die Schweiz ausreisen dürfen. Im Juli 1942 ist sie allein im Lager und schreibt, dass sie nicht mehr mit einer Ausreise in die Schweiz rechnet. Was auf sie zukommen würde ahnte sie nicht. Am 6. August 1942 wird Marie aus Gurs abtransportiert. Der Zug bringt sie nach Drancy, einem Sammelgefängnis bei Paris. Am 10. August 1942 bestieg Marie Grunkin laut Transportliste mit 1006 deportierten Juden den 17. Transportzug nach Auschwitz. Mit 766 anderen Gefangenen aus diesem Todeszug wurde Marie Grunkin sofort nach der Ankunft am 12. August 1942 in den Gaskammern von Auschwitz ermordet.

Autor: Dr. Markus Hofmann

Quellenhinweise

  • Seiler, Lukrezia (Hg.). Was wird aus uns noch werden? Briefe der Lörracher Geschwister Grunkin aus dem Lager Gurs, 1940–1942. Zürich: Chronos Verlag, 2000.

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