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Stolpersteine für die Familie Grunkin

Fanny Grunkin wurde am 8. Juli 1878 als Fanny Eidensohn in Russland (vermutlich Witebsk) geboren. Mit ihrem Mann Wolf (verst. 1934) wanderte Fanny Grunkin aus Witebsk in Russland aus, um sich 1904 im Grenzgebiet von Südwestdeutschland niederzulassen. Sie hatten vier Kinder: Georg (geboren 1903), Rosa (geboren 1910), Joseph (geboren 1908) und Maria, Rufname Marie (geboren 1913). Seit 1912 lebte die Familie in Lörrach, zuerst in der Rainstrasse 22, später zog sie in die Karlstrasse 32. 1919 erhielten die Grunkins die deutsche Staatsbürgerschaft, die ihnen vom NS-Regime 1934 wieder entzogen wurde. Fanny praktizierte Ihren jüdischen Glauben und erzog die Kinder in der jüdischen Tradition. Grunkins war wichtig, dass alle Kinder eine gute Berufsausbildung erhielten. Nach dem Tod Ihres Mannes erhielt Fanny eine kleine Rente.

Am 22. Oktober 1940 wurde sie zusammen mit ihrer Tochter Marie Grunkin aus Lörrach nach Gurs deportiert. Sie wurde mit 50 anderen Frauen zwischen 60 und 90 im llot M in der Baracke Nr. 6 untergebracht, das mehr einem Stall als einem Wohnraum für Menschen glich. Der Winter 1940/41 in Gurs am Rande der Pyrenäen war kalt und stürmisch, es fehlte Fanny an warmer Kleidung und dem Notwendigen zum Leben. Mit Paketen von Ihrer Tochter Rosa sowie der Hilfe Ihrer Tochter Marie konnte sie trotz Krankheit und Hunger ein halbes Jahr im Lager Gurs überleben.

Durch regelmäßige Einzahlungen auf ein Konto bei einer Bank in Toulouse, etwa 1.000-1.500 ffsr. pro Monat und Person, konnten Verwandte die Freilassung ihrer Angehörigen befördern. Auch musste eine Unterkunft im Aufnahmeland gesichert sein. Rosa und ihr Mann, Paul Schäublin, stellten mehrere Anträge auf Einreise in die Schweiz, die für Fanny Grunkin am 22. März 1941 von der kantonalen Behörde genehmigt wurde. So konnte Fanny Grunkin das Lager Gurs am 20. April 1941 verlassen und zog zur Familie ihrer Tochter Rosa nach Riehen. Noch im gleichen Jahr wurde sie im Basler Spital operiert. Fanny Grunkin lebte in Riehen und verstarb dort 1956 im Alter von 78 Jahren

Autor: Dr. Markus Hofmann

Quellenhinweise

  • Seiler, Lukrezia (Hg.). Was wird aus uns noch werden? Briefe der Lörracher Geschwister Grunkin aus dem Lager Gurs, 1940–1942. Zürich: Chronos Verlag, 2000.

Stolpersteine in Lörrach auf dem interaktiven Stadtplan

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