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Sonja Raupp, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Kultur und Tourimus, verlas Ausschnitte aus den letzten Briefen von Maria und Joseph Grunkin

Joseph Grunkin wurde am 7. Januar 1908 in Basel geboren. Seine Eltern Fanny und Wolf Grunkin, russische Juden aus Witbesk waren 1904 nach Süddeutschland eingewandert. Seit 1912 lebte die Familie in Lörrach, zuerst in der Rainstrasse 22, später bis 1939 in der Karlstrasse 32 (heute Feldbergstr. 32). 1919 erhielten sie die deutsche Staatsbürgerschaft, 1934 wurde Joseph Grunkin für staatenlos erklärt. Joseph, genannt Sepp, war ein guter Fußballer und ein Star beim FVL 1902. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Eisenhandlung Rosenthal & Jacobi. Trotz Boykott und Beschäftigungsverbot für jüdische Mitarbeiter war er, auch nach der "Arisierung"' der Firma 1936, bis Dezember 1938 als Angestellter beschäftigt. Nach seiner Entlassung war er offenbar als Gelegenheitsarbeiter im Straßen- und Gleisbau tätig, in Crailsheim (S. 31), Riedöschingen (S. 22) und Lörrach (S. 22). Ob Joseph Grunkin nach 1938 in "Schutzhaft"' genommen wurde ist nicht dokumentiert, liegt jedoch nach Aussagen von Zeugen, die ihn "unter Bewachung" in Lörrach gesehen haben, nahe (S. 23, I.Z. Lörrach).

Obwohl Joseph Grunkin am 22. Oktober 1940 aus Riedöschingen deportiert wurde, sprechen Briefe und Dokumente dafür, dass sich seine letzte frei gewählte Wohnung, im Sinne der Definition für Stolpersteine, im Hause seiner Mutter und Schwester in Lörrach befand. Er schrieb aus Gurs wiederholt an seine Schwester Rosel, dass ihm seine Wäsche geschickt werden solle, die sich in der "'Hauptsache natürlich in Lörrach" befinde (S. 75). Dieser Wohnort wird gestützt dadurch, dass auf der Liste der Deportierten aus Riedöschingen für Grunkin keine Wohnanschrift angegeben wurde.

Im Oktober 1940 erfolgte die Deportation nach Gurs, wo auch seine Schwester Marie interniert war. Als kräftiger junger Mann wurde Joseph in die Gruppe der Zwangsarbeiter aufgenommen, die auch außerhalb des Lagers eingesetzt wurde. Im Juni 1942 verlässt die 182. Kompanie der Arbeitsgruppe Gurs. Am 1. September 1942 wird Joseph Grunkin von Gurs nach Auschwitz deportiert. Er wird zu Zwangsarbeiten ins Lager Sakrau überstellt und am 1. April 1944 wieder ins KZ Auschwitz eingewiesen. Am 1. Dezember 1944 gelangt er mit einem Transport ins Reichsgebiet ins KZ Buchenwald. Auch dort leistet er im Kommando Langensalza schwere Zwangsarbeit. Bei der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Amerikaner am 11. April 1945 ist Joseph Grunkin nicht mehr in Buchenwald. Sein Schicksal ist ungewiss, möglicherweise musste er Anfang April 1945 am Todesmarsch zum KZ Dachau teilnehmen. Am 31. Dezember 1945 wurde Joseph Grunkin für tot erklärt.

Autor: Dr. Markus Hofmann

Quellenhinweise

  • Seiler, Lukrezia (Hg.). Was wird aus uns noch werden? Briefe der Lörracher Geschwister Grunkin aus dem Lager Gurs, 1940–1942. Zürich: Chronos Verlag, 2000.

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