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Tag der Demokratie 2023

Sommerfokus Demokratiegeschichte -
175 Jahre Badische Revolution

Anlässlich des 175. Jahrestages der Badischen Revolution hat die Stadt Lörrach gemeinsam mit einer Vielzahl an Akteuren ein Veranstaltungsprogramm aufgelegt, welches das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und die Bürgerinnen und Bürger einlädt, die Demokratie zu feiern.

Oberbürgermeister Jörg Lutz

„Demokratie ist ein hohes Gut. Das hier in Lörrach der Grundstein für eine demokratische Republik gelegt wurde, feiern wir seit 2015 mit dem Tag der Demokratie. Das nun, anlässlich des 175. Jahrestages der Badischen Revolution 1848/49 dem ‚Epizentrum‘ der Demokratiebewegung – dem Alten Rathaus in der Unteren Wallbrunnstraße – die entsprechende Aufmerksamkeit zukommt, ist so richtig wie auch wichtig. Ebenso wichtig erscheint es mir, dass wir anlässlich dieses Jahrestages eine Veranstaltungsreihe lanciert haben, die sich der Demokratie und unserem westlichen Demokratieverständnis auf vielfältige Art und Weise nähert. Gerade heute, gerade in diesen Zeiten des Umbruchs, gilt es sich diesem hohen Gut immer wieder bewusst zu werden. Was wir in Deutschland und Europa als selbstverständlich erachten - um es mit Gustav Struves Worten zu sagen ‚Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle!‘ - ist für viele Menschen, die in Diktaturen leben, ein hehrer Wunsch. Umso wichtiger erscheint es mir, dass wir für diese Werte einstehen und dafür kämpfen. Die Veranstaltungsreihe anlässlich des Tages der Demokratie leistet einen wichtigen Beitrag sowohl für dieses Bewusstsein wie auch für die Bewusstseinsbildung.“

Der Lörracher Tag der Demokratie

Zum neunten Mal wird in diesem Jahr der Tag der Demokratie in Lörrach gefeiert. Wie schon bei den bisherigen Feieranlässen, wird auch der Lörracher Tag der Demokratie anlässlich des 175. Jahrestages der Badischen Revolution in diesem Jahr wieder mit in einer Veranstaltungsreihe zelebriert und von verschiedenen Aktionen flankiert sein. Gemeinsam mit einer Vielzahl an Akteuren hat der Fachbereich Kultur und Tourismus ein Veranstaltungsprogramm aufgelegt, welches das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und die Bürgerinnen und Bürger einlädt, die Demokratie zu feiern.

Für die Planung und Umsetzung der mehrere Monate umfassenden Veranstaltungsreihe hat die Stadt Lörrach Fördermittel aus der Bundesstiftung „Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ erhalten.

Im Programmheft zum Tag der Demokratie finden sich mehr als 50 Veranstaltungen, die ab dem 28. August bis einschließlich 17. Dezember die Öffentlichkeit einladen, sich mit dem Thema in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten auseinanderzusetzen. Aus den Fördermitteln wurde auch eine neue Corporate Identity für den Lörracher Tag der Demokratie erarbeitet. Ziel ist es durch ein frisches, lebendiges Marketing den Aktualitätsbezug der Veranstaltungsreihe zum Ausdruck zu bringen: aus Anlass eines historischen Ereignisses werden die heutigen Themen verhandelt.

Demokratiegeschichte TdD 2023

Daten und Fakten zum Tag der Demokratie 2023

​​​​​​An vielen Orten des Deutschen Bundes gab es im Frühjahr 1848 Aufstände gegen die Macht der Fürsten. Auch in Lörrach. Im September 1848 war die Stadt Schauplatz des ersten Anlaufes, durch einen revolutionären Umsturz, einen Staatsstreich, tatsächlich eine Deutsche Republik zu errichten. Vom Fenster des damaligen Rathauses in der Wallbrunnstraße, rief Gustav Struve am 21. September 1848 die Deutsche Republik aus, erklärte die deutschen Fürsten für abgesetzt und stand einer provisorischen deutschen Revolutionsregierung vor. Hier formuliert er erstmals die zentralen Forderungen „Freiheit, Bildung, Wohlstand für Alle!“. Gemeinsam mit seinen Begleitern und mit der Lörracher Bürgerwehr entmachtet er in einem ersten Schritt den Lörracher Gemeinderat, beschlagnahmt dann im Namen der Regierung die Stadtkasse und bildet die erste provisorische Deutsche Regierung mit Regierungssitz in Lörrach. Die Regierung lässt ein Regierungsblatt in der beschlagnahmten Lörracher Druckerei Gutsch drucken. Mit diesem kurzen Versuch der Freiheit und der Demokratie waren Struve und Lörrach Vorreiter für die folgenden Bemühungen, die ab 1918 mit der Weimarer Republik Wirklichkeit wurden.
Gustav Struve und seine Mitstreiter wählten Lörrach als Ausgangsort für sein Ansinnen, da hier die Nähe zur Schweiz und zu Frankreich gegeben war und freiheitliches Gedankengut über diese Nähe bereits in die Bevölkerung gebracht wurde. Lörrach wurde zur provisorischen deutschen Hauptstadt der Revolutionsregierung ernannt. Von hier sollte der Putsch in das übrige Deutschland hineingetragen werden. Die Regierung führte die Dienstpflicht ein und etablierte Truppen für Ihr Vorhaben. Zugleich bot die Grenznähe zu Frankreich und der Schweiz Rückzugsräume für die Revolutionäre: hier konnten sie den Putsch vorbereiten und sich im Zweifel in Sicherheit bringen. Ganz Europa stand 1848 unter dem Eindruck freiheitlicher Bestrebungen. So war gerade im Dreiländereck der Nährboden dafür bereitet, dass Struve in Lörrach nicht nur auf wenig Widerstand traf, sondern auch von der Bürgerwehr aktiv unterstützt wurde.
Das heutige Alte Rathaus wurde zwar erst wenige Jahre nach der Revolution erbaut, doch steht es noch genau an dem Ort, an welchem Gustav Struve die Deutsche Republik ausgerufen hatte. Dieser Ort in Lörrach ist also nicht nur ein demokratiegeschichtlicher Erinnerungsort von nationaler Bedeutung, gleichzusetzen etwa mit dem Salmen in Offenburg, dem Friedhof der Märzgefallenen in Berlin oder der Bundesfestung in Rastatt, sondern mehr noch ein Ort mit transnationaler, europäischer Tragweite, da nirgends sonst die grenzüberschreitende Kraft der Idee der Freiheit so brennpunktartig zu erleben ist.
 
Um diese zentrale Bedeutung des Erinnerungsortes „Altes Rathaus“ in Lörrach sichtbar und erfahrbar zu machen, hat sich die Stadt Lörrach gemeinsam mit einigen Partnerorganisationen entschlossen, das „Alte Rathaus“, in der heute die Volkshochschule ist, zum „Forum Demokratiebildung“ umzugestalten und dabei insbesondere die zentrale demokratiegeschichtliche Bedeutung des Ortes in den Fokus zu nehmen. Das Foyer im Eingangsbereich wird mit einer kleinen Dauerausstellung neugestaltet. Hierzu werden digitale Elemente und Abbildungen wertvoller Originale aus der Sammlung des Dreiländermuseums Lörrach gezeigt. Die Neuausrichtung des Hauses als Forum Demokratiebildung wird sich dann auch im Semesterprogramm der Lörracher Volkshochschule widerspiegeln.
Am 21. September 2023 wird in einer feierlichen Zeremonie die Revolutionsrede von Gustav Struve auf dem Balkon des Alten Rathauses nachgespielt, ehe Oberbürgermeister Lutz die Gäste begrüßt. Die Lörracher Revolutionsrede 2023 wird Barbara Bosch aus Reutlingen halten. Die ehemalige Oberbürgermeisterin ist aktuell Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung in der Landesregierung von Baden-Württemberg.
Um die Bedeutung des Gebäudes als Ort der ersten provisorischen demokratischen Regierung in Deutschland zum Ausdruck zu bringen, wird an diesem Abend die Sitzung des Hauptausschusses der Stadt Lörrach öffentlich im Saal des Alten Rathauses tagen. Mit einer bunten und vielfältigen Gala im Burghof unter dem Motto „Liebeserklärung an die Demokratie“ wird der Jahrestag der Ausrufung der Republik im großen Rahmen gefeiert: Wortbeiträge und Videogrußbotschaften prominenter Lörracher werden umrahmt von Gesang, Tanz, Theater und bildender Kunst.
Bei verschiedenen Stadtführungen werden an diesem Tag unterschiedliche Aspekte der Demokratie in der Stadt vorgestellt.
Beschlossen wird der Tag mit einer Mitternachtslesung mit dem Titel „Revolutionäre Reime um Mitternacht“ im Forum Demokratiebildung im Alten Rathaus und mit einer Mitternachtsführung zur Sonderausstellung im Dreiländermuseum.
Bereits am 20. September wird im Dreiländermuseum die Sonderausstellung „Der Ruf nach Freiheit – Revolution 1848/49 und heute“ eröffnet. Die Ausstellung portraitiert die erste Deutsche Republik umfassend – auch im Kontext zur vorhergehenden badischen Frühjahrsrevolution und zur dritten badischen Revolution 1849. Sie zeigt außerdem am Beispiel des Dreiländerecks die Verbindungen zwischen deutscher, französischer und schweizerischer Freiheitsbewegung und veranschaulicht exemplarisch und schlaglichtartig, dass die Revolution 1848 eine europäische war. Auf 400 Quadratmetern präsentiert das Museum aus seiner umfangreichen, trinationalen Sammlung Objekte zur Geschichte der Zeit 1848/1849 aus der Perspektive der drei Länder am Oberrhein: Deutschland, Frankreich und der Schweiz.
Die dreimonatige Veranstaltungsreihe zum Tag der Demokratie nähert sich dem Thema auf ganz unterschiedliche Weise: mit Humor und den Kabarettisten Volkmar Staub, HG Butzko und Fatih Çevikkollu mit Lesungen unter anderem mit Laura de Weck und Urs Sommer, mit Vorträgen von Herfried Münkler und Klaus Leisinger, mit unterschiedlichen Beteiligungsformaten wie einem digitalen Planspiel oder auch musikalisch mit dem Vokalensemble der Städtischen Musikschule Lörrach.
Ein besonderes Highlight wird das Podium Justiz am 22. September mit dem Journalisten Ronen Steinke von der Süddeutschen Zeitung, dem ehemaligen Justizminister des Landes Rainer Stickelberger sowie dem Direktor des Lörracher Amtsgerichts Frank Müller. Ronen Steinke prangert in seinem Buch „Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich“ die ungleiche Behandlung wohlhabender und weniger wohlhabendes Menschen an. Seine Thesen wird er unter der Moderation von Markus Brock (3sat, SWR) mit zwei Vertretern des staatlichen Justizapparats diskutieren.
Die Veranstaltungsreihe zum Tag der Demokratie 2023 wurde hauptverantwortlich vom Fachbereich Kultur und Tourismus unter der Leitung von Fachbereichsleiter Lars Frick konzipiert.
Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt der folgenden Akteure:
Gemeinderat Stadt Lörrach, Jugendrat Lörrach, Dreiländermuseum Lörrach, Volkshochschule Lörrach und Steinen, Musikschule, Stadtbibliothek, Touristinformation Lörrach, Freies Theater Tempus fugit, Soziokulturelles Zentrum Nellie Nashorn, Generationentreff PlusPunktZeit, Amnesty International, UNICEF Lörrach, FairNetzt, Bürgerstiftung Lörrach, Kaltenbach Stiftung, Sozialer Arbeitskreis Altes Wasserwerk, verschiedene Schulen und Kitas in der Stadt Lörrach, Netzwerk der Museen am Oberrhein, Netzwerk der Geschichtsvereine am Oberrhein, Stadtmuseum Schopfheim

Informationen zur Veranstaltungsreihe "Tag der Demokratie 2023" finden Sie auf der Themenseite

Lars Frick

Ihr Ansprechpartner

Lars Frick   Fachbereichsleiter Kultur und Tourismus
Telefon: 0 76 21 4 15-1 31  l.frick(at)loerrach.de  Weitere Informationen
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