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Stabilisierung und Ausbau der Angebote in der Lörracher Kinderbetreuung


Die Lörracher Kitalandschaft ist in den letzten Jahren sehr gewachsen, 18 Einrichtungsträger plus Kindertagespflege gestalten die Betreuung der aktuell 3.541 Kinder im Alter von null Jahren bis zum Schuleintritt in Lörrach, darunter 1.531 Kinder U3 und 2.010 Ü3.  Im städtischen Haushalt sind für das Jahr 2023 knapp 15 Millionen Euro für die Kinderbetreuung angesetzt. Der nach wie vor hohe Bedarf an Betreuungsplätzen in Lörrach und der Fachkräftemangel bei den Erzieherinnen und Erziehern bergen große Herausforderungen. Auch die Auswirkungen und möglichen Folgen der Corona-Pandemie im Bereich Bildung und Betreuung gilt es anzugehen. Ein weiterer Ausbau in allen Betreuungsformen und die Sicherung der vorhandenen Plätze ist nötig.

„Den hohen Stellenwert von Bildung und Betreuung hat die Corona-Pandemie noch viel mehr in den Fokus gerückt. Wenn die Schule oder die Kita nicht zur Verfügung stehen oder der Besuch gesundheitliche Risiken darstellt, bringt das so manche Familien an die Grenzen“, erklärt Oberbürgermeister Jörg Lutz. „Auch die Erzieherinnen und Erzieher haben in dieser schwierigen Zeit großartige Leistungen erbracht. Oberstes Ziel für uns ist auch weiterhin die Mitarbeitenden im Bereich Bildung und Betreuung in ihrer Arbeit zu unterstützen und sie, wie auch die anvertrauten Kinder und deren Familien, zu schützen, um gute und sichere Bildung und Betreuung in Lörrach zu sichern.“

Kindertageseinrichtungen aller Träger in Lörrach unterliegen einer hohen Belastung. Faktoren wie das multiple Krisenmanagement, die Personalmangelsituation und eine sich ändernde Kostenstruktur sind Auslöser. Um attraktive und angemessene Arbeitsbedingungen schaffen zu können und somit die gesamtgesellschaftlich bedeutsame Aufgabe der Bildung, Betreuung und Unterstützung von Kindern und für Familien leisten zu können, müssen Einrichtungsträger auskömmlich gefördert und dadurch in die Lage versetzt werden, zielführende, verbindlich festgelegte Standards einzuhalten.

Maßnahmen zur Stabilisierung des Betreuungsangebotes

Die Verwaltung schlägt daher vor, die bestehenden Betriebskostenförderverträge der konfessionellen und freien Träger anzupassen. Die bedeutet im Einzelnen sind dies Anhebung der Förderung mit einheitlich 70 Prozent der anrechenbaren Betriebsausgaben bei vertraglich vereinbarter Ausgabenförderung. Die Reinigungskosten werden bei der Betriebskostenbezuschussung einheitlich in Höhe der tatsächlich anfallenden Ausgaben je Kindertagesstätte angerechnet und nicht mehr pauschal vergütet. Hausmeistertätigkeiten werden künftig ebenfalls in Höhe der tatsächlich anfallenden Ausgaben angerechnet, ausgehend von einer Eingruppierung in EG 5 TVöD oder vergleichbaren Kosten.

Der Personalschlüssel für hauswirtschaftliche Kräfte wird angehoben auf ein wöchentliches Stundendeputat, das sich an 50 Prozent der betriebserlaubten Betreuungsplätze der jeweiligen Einrichtung plus zwei Stunden je Gruppe orientiert, gleichzeitig wird eine Eingruppierung nach S 2 TvöD SuE oder vergleichbar anerkannt. Diese Kräfte können bei Personalausfall im erzieherischen Bereich als geeignete Kräfte für die Kinderbetreuung übergangsweise eingesetzt werden, um bei Personalmangel die Schließung von Gruppen oder Öffnungszeitenreduktionen abzuwenden.

Die Anrechenbarkeit der Kosten für die Verwaltung der Kitas steigt von bislang 6 auf maximal 8 Prozent aller sonstigen Betriebsausgaben.

Des Weiteren schlägt die Stadt vor, Berufspraktikanten künftig nicht mehr auf den Stellenschlüssel anzurechnen, um bei Personalausfällen entsprechend Puffer zu haben.

Wenn eine Finanzierung durch Stadt Lörrach und Träger realisierbar ist, soll in der Förderung entsprechend verfahren werden. Förderverträge der katholischen Einrichtungen mit Defizit-Beteiligung basieren künftig auf einem einheitlichen Fördersatz von 93 Prozent der anrechenbaren Betriebskosten. Die bisherige Investitionskostenförderung wird von 70 Prozent auf 80 Prozent angehoben. Für Investitionen zur Schaffung zusätzlicher Plätze wird jeweils gesondert verhandelt.

Die Mehrkosten dieser Maßnahmen zur Stabilisierung des Betreuungsangebotes für den städtischen Haushalt betragen circa 300.000 bis 650.000 Euro, je nachdem, ob die Berufspraktikanten vollumfänglich, anteilig oder gar nicht auf den Mindestpersonalschlüssel angerechnet werden sollen.

Kapazitäten der Betreuungsplätze sind knapp

Die Situation hinsichtlich der Kapazitäten bei den Kindertagesbetreuungsplätzen ist bundesweit und auch in Lörrach sehr angespannt. Aktuell fehlen in Lörrach insgesamt circa 210 Kita-Plätze in den Bereichen U3 und Ü3, vorwiegend im Kindergartenbereich (Ü3). Die Gründe hierfür sind vielfältig. So steigen die Geburten- und Kinderzahlen in Lörrach, ein Jahrgang der bereits in Lörrach wohnenden Bevölkerung ist mittlerweile 500 Kinder stark, bislang waren dies 450 Kinder. Mit der Zuflucht von Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten kamen im vergangenen Jahr 49 geflüchtete Kinder im Vorschulalter nach Lörrach, auch in diesem Jahr erwartet die Stadt Lörrach 45 Kinder der Altersspanne zwischen ein und sieben Jahren. Auch musste der notwendige Ausbau der Kindergartenplätze zeitlich angepasst werden, so wird die Evangelische Kita Haagen und der damit verbundene Platzzuwachs (45-50 Plätze Ü3, 20 Plätze U3) in der Kita Alte Schule Haagen nicht vor 2026 realisiert werden können. Für die geplante viergruppige Kita auf dem Campus des neuen Zentralklinikums ist aktuell der Zeitpunkt der Fertigstellung unklar.

Trotz der aktuellen Knappheit konnten in den letzten 3 Jahren am Standort Kita Alte Schule Haagen und in der Lingertstraße in Hauingen zwei neue Einrichtungen mit insgesamt 40 Krippenplätzen und 20 Ganztagskindergartenplätzen Betreuungsplätzen die Situation verbessern. Des Weiteren werden mit dem Neubau des Waldorfkindergartens im Grütt bis Mitte 2023 zehn neue Ganztags-Krippenplätze geschaffen und eine Ü3-Gruppe von einem VÖ-Angebot in ein Ganztagsangebot umgewandelt.

Neue Angebote der Träger entlasten den Bedarf

Durch Umwandlung von zwei Minikindergartengruppen mit bisher 20 Plätzen für Kinder unter drei Jahren der Familienzentrum Kinderland gGmbH entsteht eine Kindergarten-Kleingruppe mit maximal 12 Plätzen (Ü3). Das Angebot der Minikindergartengruppen umfasste bisher 20 Plätze an zwei Wochentagen mit 10 Stunden/Woche und wurde aufgrund des geringen Betreuungsumfangs nicht mehr ausreichend nachgefragt.

Die Dieter-Kaltenbach-Stiftung errichtet in Stetten am Maienbühl eine Naturkindergartengruppe (Ü3) mit maximal 12 Plätzen. Zusätzlich entsteht eine Kindergartengruppe (Ü3) in den Horträumen unter der Trägerschaft der Dieter-Kalten

bach-Stiftung mit maximal 28 Plätzen. Beide Angebote können noch in diesem Halbjahr starten. Durch diese neuen Angebote können kurzfristig bis zu 52 Kindergartenplätze geschaffen werden, die zusätzlichen Betriebskostenzuschüsse für diese Gruppen betragen circa 330.000 Euro, einmalige Investitionskosten für die Umwandlung der Räumlichkeiten liegen bei 445.000 Euro.

„Die städtischen Finanzen sind nach wie vor äußerst angespannt.

Die finanziellen Mehraufwendungen in Höhe von 1 Millionen Euro sind ein notwendiger und zukunftsorientierter Schritt für die Stabilisierung bei gleichzeitigem Ausbau des Betreuungsangebots,“ bekräftigt Oberbürgermeister Jörg Lutz die Vorschläge der Verwaltung. „Unser Ziel ist es weiterhin, die wohnortnahe Kita-Infrastruktur im ganzen Stadtgebiet auszubauen, natürlich immer im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten.“

Perspektiven für die Kinderbetreuung ab 2024

Künftige Ausbau-Perspektiven gibt es in Lörrach-Haagen mit dem Neubau des Evangelischen Kindergartens. Dort entsteht eine zusätzliche Gruppe im Ü3-Bereich mit 20 bis 25 Plätzen. Nach dem Auszug der Evangelischen Einrichtung aus dem Übergangsquartier in der städtischen Kita Alte Schule Haagen entstehen dort zwei neue Krippengruppen mit 20 Plätzen sowie eine weitere Kindergartengruppe mit 20 Ganztagesplätzen. Ab 2026 sollen im neuen Wohngebiet Bühl III sowohl im U3- als auch im Ü3-Bereich weitere Angebote geschaffen werden. Im neuen Zentralklinikum sollen ebenfalls bis zu vier neue Gruppen entstehen. Auf dem Tüllinger wird aktuell untersucht, ob und wie zusätzliche Plätze geschaffen werden können. In Prüfung ist derzeit auch der Aufbau von weiteren Naturkindergartengruppen.

Elternvertretungen aller Kitas in Lörrach werden Mitte Mai im Rahmen einer Info-Veranstaltung die Gelegenheit haben, mit der Stadt zu den geplanten Maßnahmen und den aktuellen Sachstand ins Gespräch zu kommen.

Stabsstelle Medien und Kommunikation

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