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Ein Stapel Zeitungen und ein Tablet

Holocaust-Gedenktag in Lörrach


Die 1923 in Lörrach geborene Anna und ihre Eltern wiedersetzten sich als Mitglieder der Zeugen Jehovas den Nationalsozialisten.

In den vergangenen Jahren hat die Stadt Lörrach in Zusammenarbeit mit Lörracher Schulen um den Holocaust-Gedenktag am 27. Januar regelmäßig Zeitzeugen-Gespräche veranstaltet. Da es schwierig ist noch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu finden und gleichzeitig in diesem Januar coronabedingt keine größeren, klassenübergreifenden Veranstaltungen möglich sind, werden andere Wege des Gedenkens immer wichtiger.

Wie kann heute insbesondere der jüngeren Generationen vermittelt werden, welche Verbrechen im Nationalsozialismus auch hier bei uns in Lörrach geschehen sind? Wie können wir anhand unserer eigenen Geschichte die spezifischen Besonderheiten der Demokratiegeschichte und des verbrecherischen NS-Regimes aufzeigen und verdeutlichen, wozu Rassismus und Hetze im Extremfall führen können?

Eine Möglichkeit, die Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus zugänglich zu machen, sind sogenannte Motion Comics. Die Bildungsstätte Lernort Kislau, gelegen auf dem Areal des ehemaligen badischen Konzentrationslagers Kislau, bereitet in den animierten Bildergeschichten verbriefte, historische Ereignisse der badischen Landesgeschichte aus der Zeit von 1918 bis 1945 auf. Der Lernort hat zum Ziel, die Geschichte der Demokratie und der Diktatur in Baden zu vermitteln und darzustellen, warum man demokratiefeindlichen Tendenzen so früh wie möglich begegnen muss. Den Motion Comic zu Anna Denz hat die Stadt Lörrach im Rahmen der Erinnerungskultur finanziell und inhaltlich unterstützt. Die fünfminütige Bildergeschichte ist unter www.loerrach.de/anna_denz abrufbar.

Der Motion Comic kann in Zukunft von Lörracher Schulen und im Dreiländermuseum genutzt werden. Weitere Motion Comics, Informationen und Angebote des Lernort Kislau sind auf der Website des Lernorts Kislau  zu finden.

Im Motion Comic über Anna Denz erfahren die Zuschauenden, wie sie und ihre Eltern als Mitglieder der Zeugen Jehovas dem strukturellen Rassismus der nationalsozialistischen Behörden und der Lörracher Bevölkerung ausgeliefert waren. Die Religionsgemeinschaft wurde von den Nationalsozialisten in Baden 1933 verboten. Auch Anna verweigerte den Hitlergruß, sie wurde deshalb von Mitschülerinnen und Mitschülern gemobbt und geschlagen. Die Familie schmuggelte von den Nationalsozialisten verbotene religiöse Schriften der Zeugen Jehovas von Basel über die Grenze. Dabei wurde sie im Februar 1938 erwischt, auch die damals 14-jährige Anna wurde verhört. Im Gegensatz zu ihren Eltern wurde Anna jedoch wieder frei gelassen. Wie sie vor der Vernichtung gerettet werden konnte, zeigt der Motion Comic auf eindrückliche Weise. Ihre Eltern Oskar und Anna-Maria Denz wurden als „Bibelforscher“ verurteilt, in Gefängnissen inhaftiert und später in Konzentrationslager deportiert. Beide starben an den Folgen der Zwangsarbeit und der Misshandlungen in den KZ. Ihre Tochter Anna hat sie nie wiedergesehen.

2020 wurde für acht Lörracherinnen und Lörracher, darunter die Familie Denz, Stolpersteine verlegt. Auf der Seite zu den Stolpersteinverlegungen auf der städtischen Website Lörrach finden sich weitere Informationen zu den Persönlichkeiten, den Hintergründen und der Verlegung 2020 und 2021: www.loerrach.de/stolpersteine

Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts

Während der NS-Zeit ermordeten die Nazis in Auschwitz über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Gefangenen des Konzentrationslagers.

Der Jahrestag der Befreiung wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.

Einen aktuellen Bezug zum Thema stellen die Internationalen Wochen gegen Rassismus her. Seit 2019 beteiligen sich Lörracher Initiativen, Organisationen und Kulturschaffende mit einem vielfältigen Veranstaltungs-, Bildungs- und Begegnungsprogramm. Auch in diesem Jahr sind Aktionen in Lörrach im Rahmen der Wochen gegen Rassismus vom 14. bis 27. März geplant.

Stabsstelle Medien und Kommunikation

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