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Das Museumsdepot als Kulturgut


Museumsdepot

Charakter und Bedeutung der Lörracher Museumssammlung

Spezialisten staunen in ganz Europa über dieses Alleinstellungsmerkmal in Lörrach, das der breiten Bevölkerung vor Ort oft kaum bewusst, fast selbstverständlich erscheint.

Oberrheinische Museen in Straßburg, Mannheim, Freiburg oder Basel besitzen hervorragende Sammlungen und pflegen herausragendes Kulturgut. Doch auch in keiner Großstadt am Oberrhein gibt es eine Sammlung, die wie die Dreiländersammlung in Lörrach die Geschichte von Frankreich, Deutschland und der Schweiz so eindrucksvoll lebendig werden lassen kann. Dies gilt insbesondere für die letzten 250 Jahre: In Lörrach befindet sich die größte Museumssammlung mit Originalen zur Revolution 1848, zum Ersten Weltkrieg, zur Zwischenkriegszeit, zur Zeit des Nationalsozialismus oder der Nachkriegszeit aus deutscher, französischer und schweizerischer Sicht. Bedeutsam sind außerdem die mehreren tausend Fundstücke von Burg Rötteln, der größten noch erhaltenen mittelalterlichen Burgruine des Oberrheins.

Auch zum Dichter Johann Peter Hebel, der einst im Dreiländermuseum lebte und arbeitete, betreut das Dreiländermuseum die bedeutendste Museumssammlung. Nicht grenzüberschreitend angelegt ist die Kunstsammlung des Dreiländermuseums, doch mit 10.000 Kunstwerken badischer Künstler ist auch sie für die badische Kunstgeschichte von herausragender Bedeutung.

Die insgesamt 50.000 Objekte umfassende Dreiländersammlung ist daher ein herausragendes Kulturgut, das derzeit noch provisorisch in mehreren Depoträumen, insbesondere im ehemaligen GABA-Gelände in Tumringen, zwischengelagert ist. Im Museumsgebäude sind dagegen nur etwa zwei Prozent der Sammlung ausgestellt. Dass eine vergleichsweise kleine Stadt wie Lörrach eine so überregional bedeutende Sammlung besitzt, gilt als Besonderheit. Die Sammlung bildet die Grundlage für viele spannende, grenzüberschreitende Projekte.

EU-gefördert und von Lörrach organisiert: das größte grenzüberschreitende Kulturprojekt am Oberrhein 2021/22

„Die Dreiländersammlung“ ist das größte grenzüberschreitende Kulturprojekt am Oberrhein 2021/22, das von der EU in ihrem Interreg-Programm gefördert wird. Insgesamt 30 Partner in Frankreich, Deutschland und der Schweiz arbeiten zusammen, um die überregionale Bedeutung der Lörracher Dreiländersammlung herauszustellen. Dafür steht ein Budget von insgesamt vier Millionen Euro zur Verfügung. Die EU, die Schweizer Eidgenossenschaft und vier Schweizer Kantone vergeben Zuschüsse von insgesamt zwei Millionen Euro an sieben besonders aktive Partner zwischen Karlsruhe, Straßburg und Basel. Organisiert wird das gesamte Projekt von Lörrach aus, das mit 1,74 Millionen Euro auch den Hauptteil der EU-Zuschüsse erhält.

Die großzügige Förderung der EU erfolge wegen der Einzigartigkeit der Dreiländersammlung und weil ihr grenzüberschreitendes, touristisches Potenzial bislang noch bei weitem nicht ausgeschöpft sei, formulierte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer in einem Schreiben an Oberbürgermeister Jörg Lutz. Das Interreg-Projekt „Die Dreiländersammlung“ startete am 1. März 2020 und dauert bis zum 28. Februar 2023. Die Corona-Pandemie erforderte für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit Anpassungen und digitale Formen der Zusammenarbeit, dennoch ist das gesamte Projekt im Zeitplan.

Depotbau in Lörrach nur ein Element des Interreg-Projektes
„Die Dreiländersammlung“

2021 konnte der Rohbau des Depotbaus im Gewerbegebiet Brombach-Ost fertiggestellt und mit dem Innenausbau begonnen werden. Ziel ist es, nach Jahrzehnten der provisorischen Unterbringung der Sammlung in teuer angemieteten Räumen endlich eine nachhaltige Lösung für die Museumssammlung zu finden. Dies spart künftig hohe Mietkosten, außerdem führt die bislang nicht sachgemäße Unterbringung ständig zu Schäden am Kulturgut. Im neuen Depot werden konstante Luft-, Feuchte und Raumkonditionen herrschen, sodass die Sammlung für kommende Generationen sicher erhalten werden kann. Interessierte können im Depot künftig mit der Sammlung arbeiten.

Nach der Gründung der Lörracher Museumssammlung 1882 und dem Umzug in das heutige Museumsgebäude 1978 ist die Errichtung des Depots ein weiterer wichtiger Meilenstein in der 140-jährigen Lörracher Museumsgeschichte.

Die im Depot untergebrachte Sammlung ist das Herz jedes großen Museums, hier findet der größte Teil der Museumsarbeit statt. Die Ausstellungen sind eher mit einem Schaufenster zu vergleichen. Das Kulturgut Dreiländersammlung zu erhalten und zu nutzen, spielt für die Identität der Dreiländerregion weit über Lörrach hinaus eine wichtige Rolle. Die Lage des Depots im Dreiländereck stärkt dabei zugleich die trinationale Bedeutung der Stadt Lörrach nachhaltig.

Der Umzug der Sammlung wurde das ganze Jahr 2021 über bereits detailliert vorbereitet und ist nach einer Trocknungsphase des Baus für Herbst 2022 geplant. Lörrach erhält die EU-Gelder von 1,74 Millionen Euro zwar insgesamt für die grenzüberschreitenden Aktivitäten des Dreiländermuseums, nutzt diese aber in erster Linie, um den Bau des Museumsdepots zu finanzieren.

Dreiländersammlung Fundament für Lörracher Ausstellungen, Publikationen und Datenbanken

Die Ausstellungen im Dreiländermuseum werden in der Regel mit Exponaten aus dem Museumsdepot gestaltet. Bedeutung und Reichhaltigkeit der Dreiländersammlung machen es möglich, die Sonderausstellungen im Dreiländermuseum stets mit authentischen Kunstwerken oder bedeutenden historischen Originalen vor Ort zu planen, ohne teure Leihgaben nach Lörrach holen zu müssen. 2021 waren dies die überregional beachteten Ausstellungen „Kunst und Nationalsozialismus“ und „1870/71-Nachbarn im Krieg“. Zu beiden Ausstellungen erschienen über 150 Seiten umfassende reich bebilderte Publikationen in der Reihe „Lörracher Hefte“. Das dritte 2021 erschienene ebenso umfangreiche Buch zum Künstler Paul Hübner stellt dessen Nachlass in der Dreiländersammlung vor, die Ausstellung dazu musste Corona-bedingt allerdings auf 2022 verschoben werden. Unabhängig von den Sonderausstellungen ermöglicht die Online-Sammlungsdatenbank des Dreiländermuseums informative virtuelle Reisen zu 15.000 Objekten der Dreiländersammlung und eine digitale Datenbank im Museum zu weiteren 30.000 Objekten. Die Digitalisierung der Dreiländersammlung bildete eine wesentliche Basis, um während der Corona-bedingten Schließung der Ausstellungsräume 2021 online in mehreren Aktionen Ausstellungsstücke zu verschiedenen Themen vorstellen zu können.

Bürgerschaftliches Engagement für das Kulturgut Dreiländersammlung

Dass sich in Lörrach eine so einzigartige grenzüberschreitend ausgerichtete Museumssammlung befindet, hängt nicht zuletzt mit einem seit über 140 Jahre andauernden stetigen bürgerschaftlichen Engagement zusammen. Hunderte Bürgerinnen und Bürger haben durch Schenkungen zu der Sammlung beigetragen. Der Museumsverein Lörrach setzt sich seit Jahren für eine gute Unterbringung der Sammlung in einem Museumsdepot ein und unterstützt dessen Bau mit 250.000 Euro. Für den Erhalt der Sammlung entstand unter dem Dach der Bürgerstiftung Lörrach der Museumsfonds, der mittlerweile Stiftungsgelder von 450.000 Euro aufweist und dessen Erträge diesem Kulturgut zugutekommen. 2021 erhielt der Museumsfonds ein Haus in Brombach, dessen Mieteinnahmen ab 2022 eine weitere wichtige Stütze des Museumsfonds darstellen werden. Ehrenamtlich arbeiten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus den drei Ländern an der Erforschung der Lörracher Sammlung, Publizieren dazu und steigern so ihre Aussagekraft.

Deutschlands höchst dotierter Museumspreis ging 2021 an das Dreiländermuseum

Der mit 20.000 Euro höchst dotierte Museumspreis Deutschlands ist der Lotto-Museumspreis Baden-Württemberg. Er ging 2021 an das Dreiländermuseum. Die Jury nannte als Gründe die Einzigartigkeit der Dreiländersammlung und den dafür entstehenden Depotbau. Außerdem würdigte sie die vom Dreiländermuseum koordinierten oberrheinweiten Netzwerke, wie sie auch im Interreg-Projekt „Die Dreiländersammlung“ zum Ausdruck kommen. Grundlage aller Aktivitäten ist stets das in der Sammlung zusammengetragene Kulturgut, das auf diese Weise überregionale Beachtung erfährt. Der Bau des Museumsdepots geht gut voran.


Visualisierung Museumsdepot

Neubau Museumsdepot © Wilhelm und Hovenbitzer Freie Architekten BDA

Stabsstelle Medien und Kommunikation

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