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Neue Bäume für die Stadt: Baumbestand und seine Bedeutung


Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdić unterstützten die Pflanzaktion des Forstes und haben selbst ein paar Waldbäume gesetzt.

Pflanzaktion Forst

Der Stadtwald Lörrach spielt für den Klimaschutz eine enorme Rolle. Er bindet circa 9.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Im Zuge des Klimawandels muss der Wald an ein sich veränderndes Klima angepasst werden. Das geschieht auch dadurch, dass die Bandbreite an Baumarten erweitert wird. Durch Neupflanzungen kann der Forst dem Wachstum des Waldes nachhelfen. So wurden in den vergangenen Jahren etwa 70.000 Bäume im Wald gepflanzt. Allein 2018 und 2019 waren es circa 26.000 Bäume, vor allem Eichen, aber auch eine Vielzahl anderer trockenheitsresistenter Baumarten.

Im November 2021 wurden erneut verschiedene Baumarten wie Vogelkirsche, Speierling, Wildapfel und Esskastanie im Waldrandbereich gepflanzt, zum Beispiel am Maienbühlweg insgesamt 200 Bäume. Die Baumarten wurden sorgfältig ausgewählt: Sie ertragen jeweils Trockenheit und Wärme und sind somit klimaangepasst. Außerdem blühen sie schön und bereichern damit das Landschaftsbild. Darüber hinaus tragen sie Früchte, die zwar für den Menschen häufig wegen der Baumhöhen nicht erreichbar sind, aber ein zusätzliches Nahrungsangebot für die heimische Vogelwelt darstellen. Die Pflanzmaßnahme war ursprünglich als Baumpflanzaktion mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorgesehen. Aufgrund von Corona konnte diese Maßnahme nun nicht unter öffentlicher Beteiligung durchgeführt werden. Die Bäume wurden stattdessen weitestgehend von den städtischen Forstwirten gepflanzt.

Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdić unterstützten die Pflanzaktion des Forstes und haben selbst ein paar Waldbäume gesetzt. Die Aktion fand am 9. Dezember 2021 am Unteren Maienbühlweg statt. Diese Anpflanzungen sind notwendig, da die Naturverjüngung nicht ausreichend ist oder die gewünschten Baumarten nicht nachwachsen. So können gezielt Mischbaumarten eingebracht werden.

Der Forst arbeitet im Wald nachhaltig, denn es werden wesentlich mehr Bäume gepflanzt als gefällt. Hinzu kommt, dass aus dem Wald weniger Holz herausgenommen wird, als wächst. Daneben gibt es das Phänomen der Naturverjüngung, das für natürlichen Nachwuchs im Wald sorgt und viele Vorteile bietet: Durch heruntergefallene Samen der umherstehenden Bäume vollzieht sich die Vermehrung von selbst. Im Lörracher Stadtwald sind vor allem Buche und Ahorn vorherrschend, im Zuge des Klimawandels ist es allerdings notwendig, diese natürliche Verjüngung durch gezielte Pflanzungen zu erweitern.

Die Bepflanzungen im Forst erfolgen generell im November. Wegen der anhaltenden Trockenheit gibt es kaum noch Pflanzungen im Frühjahr. Im Herbst sind die Böden feuchter, weshalb ein Baum besser und schneller anwachsen kann. Im Jahr 2018 / 2019 betrug das Niederschlagsdefizit circa 600 bis 800 Liter.

Haagens Ortsvorsteher Horst Simon und Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt pflanzen im Neubaugebiet Belist zusammen mit dem Trinationalen Umweltzentrum TRUZ einen Obstbaum-Hochstamm und einen Halbstamm.

Pflanzaktion im Belist

Die privaten Gärten von Bürgerinnen und Bürgern sind ein wichtiger Bestandteil im Netzwerk der Natur. Eine naturnahe Gartengestaltung dient nicht nur dem Menschen als Erholungsraum, sondern schafft für heimische Wildpflanzen und Tiere wichtige Lebensräume. Gärten spielen eine immer wichtigere Rolle für die Artenvielfalt. Diese Vielfalt wird durch einen hohen Grünanteil in den privaten Gärten erhalten. Zudem ist eine gute Durchgrünung von Baugebieten wichtig für das Kleinklima. Deshalb werden in Bebauungsplänen auch Grünfestsetzungen getroffen.

Für die Stadt gibt es verschiedene Gründe eine naturnahe Gartengestaltung voranzutreiben: Die Artenvielfalt fördern, dem Insektensterben entgegenwirken und eingeschleppte Pflanzen aus Übersee vermeiden. Es gibt viele Möglichkeiten für eine naturnahe Gartengestaltung: Einheimische Pflanzenarten verwenden, da diese an die Standortbedingungen angepasst sind, Wildsträucherhecken pflanzen, da diese den Vögeln Schutz bieten, bunte Wiesen oder Wildstaudenbeete anlegen, die ein vielfältiges Blütenangebot über die ganze Saison bieten. Für mehr Tipps einer naturnahen Gartengestaltung hat die Stadt den Folder „Private Gartengestaltung im Baugebiet Belist“ herausgegeben. Diese Anregungen können auch für andere Gärten genutzt werden und sind Fachbereich Umwelt und Klimaschutz erhältlich.

Im Rahmen der Grundstücksvergabe im Belist ist der Wunsch der Stadt Lörrach, dass auf jedem Grundstück ein Baum gepflanzt wird. Wenn die Anwohnenden dies auch wünschen, erhalten sie entsprechend der Festsetzungen im Bebauungsplan einen kostenlosen Baum von der Stadt. Da noch nicht alle Grundstücke bebaut beziehungsweise der Bau nicht weit genug fortgeschritten ist, wird die Aktion im nächsten Herbst wiederholt. Mit der Aktion will die Stadt verdeutlichen, dass das Pflanzen von Bäumen wichtig für die Biodiversität und den Klimaschutz ist, und dass Grünfestsetzungen in den städtischen Bebauungsplänen diese Ziele unterstützen. Des Weiteren soll eine Alternative zu den laut Naturschutzgesetz verbotenen Schottergärten aufgezeigt werden.

Jede Grundstückseigentümerin und jeder Grundstückseigentümer des Neubaugebietes Belist mit mehr als 200 Quadratmeter unbebauter Grundstücksfläche erhält von der Stadt Lörrach einen hochstämmigen Obstbaum, bei kleineren Grundstücken wird ein Halbstamm angeboten, der im Wuchs kleiner bleibt. Die Stadt bietet dafür robuste alte Sorten von Apfel, Birne, Kirsche oder Pflaume an, die größtenteils nur mittelstark wachsen und die auch als Tafelobst geeignet sind.

Zum Start der Aktion am 10. Dezember 2021 haben Haagens Ortsvorsteher Horst Simon und Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt im Neubaugebiet Belist zusammen mit dem Trinationalen Umweltzentrum TRUZ einen Obstbaum-Hochstamm und einen Halbstamm gepflanzt.

Pflanztipps

Bäume müssen gute Standortbedingungen haben, um sich optimal entwickeln zu können. Ein Baum braucht genügend Platz für die Kronenentwicklung und eine ausreichend dimensionierte Baumgrube, die circa doppelt so groß wie der Wurzelballen ist. Der anstehende Boden sollte mit Kompost oder Substrat verbessert werden. Auch die richtige Arten- und Sortenauswahl für den entsprechenden Standort ist wichtig. Ein Baum, der eher frische Böden mit ein wenig Feuchtigkeit benötigt, kommt mit nassen oder trockenen Böden nicht gut zurecht. Von elementarer Bedeutung für das Gedeihen des Baumes ist eine ausreichende Wasserzufuhr. Vor allem in den ersten fünf Jahren nach der Pflanzung sollte in Trockenperioden während der Vegetationsphase gewässert werden. Aber auch ältere Bäume benötigen bei großer Trockenheit und Hitze Wasser, damit sie gedeihen können.

Einjähriger Baum bei der Aktion "Ich will bei dir Wurzeln schlagen", Foto: Marlene Strütt

Aktion „Ich will bei dir Wurzeln schlagen“

Nicht nur die Stadtverwaltung arbeitet daran, die Stadt grüner, artenreicher und lebenswerter zu gestalten, auch die Bürgerinnen und Bürger können sich in diesen Prozess mit Eigeninitiative einbringen. Dies ist zum Beispiel durch die Teilnahme an der Aktion „Ich will bei dir Wurzeln schlagen“ möglich. Im Rahmen dieser Aktion, welche die Stadt erstmals 2020 initiiert hat, werden hundert Bäume an die Bürgerschaft verschenkt. Aufgrund der hohen Nachfrage 2020, wurde die Aktion im Sommer wiederholt. Auch dieses Mal mit großem Erfolg: Bereits nach kürzester Zeit waren alle Bäume vergeben. Bei einem Kostenpunkt von circa 4.000 Euro ist der Effekt zur Einbindung der Bürgerschaft sehr positiv. Die Aktion ist Teil des Mitmachplans Klima der Stadt Lörrach und ein aktiver Beitrag seitens der Bürgerinnen und Bürger für das Klima.

Gemäß dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ werden bei der Aktion „Ich will bei dir Wurzeln schlagen“ die ersten hundert Bürgerinnen und Bürger, die sich melden, mit einem Baum beschenkt. Online oder über einen Flyer konnten sie aus zehn Baumarten (jeweils fünf Obst- und fünf Laubbäume) ihren Baum wählen. Die Baumarten und Sorten wurden seitens des Eigenbetriebs Stadtgrün so gewählt, dass sie auch in kleineren Gärten Platz finden können.

Alle Bäume für das Jahr 2021 wurden erfolgreich von den Mitarbeitenden des Eigenbetriebs Stadtgrün an ihre neuen Besitzenden geliefert. Nun stehen die Bäume in hundert weiteren Gärten: In Hauingen im Gewann Stöckacker, auf dem Tüllinger oder in Brombach.

Die neuen Besitzerinnen und Besitzer haben sich über die Lieferung gefreut und Fotos ihres eingepflanzten Baums mit einer kurzen Geschichte an die Stadt geschickt. Die Rückmeldungen der Bürgerinnen und Bürger zeigen einerseits ihr Engagement und andererseits ihr großes Interesse einen kleinen Beitrag für das Klima zu leisten.

Zukunft Stadtgrün – Handlungsoptionen für die Weiterentwicklung des Baumschutzes und der innerstädtischen Grünflächen

Die städtischen Grünflächen erfüllen in der Stadt zentrale Funktionen. An ihnen lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels erkennen, sie leisten aber selbst auch eine Klimaanpassung. Die grünen Flächen gestalten nicht nur den öffentlichen Raum durch schattenspendende Bäume, sondern leisten einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung, beeinflussen das Klima positiv und binden Feuchtigkeit. Die Grünflächen zu erhalten und auszubauen, sind in Lörrach wichtige Ziele, mit denen der Eigenbetrieb Stadtgrün Lörrach beauftragt ist. Diese Ziele setzt der Eigenbetrieb in den Parks und Freiflächen der Stadt um.

Der Klimawandel ist ein Faktor, der die Vitalität der Stadtbäume und der innerstädtischen Grünflächen beeinflusst. Ein weiterer Faktor sind die zusätzlichen Leitungen in den Böden   sowie die Verkehrs- und Innenverdichtung. Diese schränken die Entwicklung der Stadtbäume ein und stellen damit eine Belastung für sie dar. Dass innerstädtische Grünflächen eine ökologische und klimatische Funktion erfüllen, dringt immer tiefer ins Bewusstsein der Stadtverwaltung. Aber auch den Bürgerinnen und Bürgern wird dies immer bewusster. Dieser Sensibilisierungsprozess hat in den letzten Jahren an Geschwindigkeit und Intensivität gewonnen.

Der Eigenbetrieb Stadtgrün hat dafür das Kurzkonzept „Zukunft Stadtgrün - Handlungsoptionen für die Weiterentwicklung des Baumschutzes und der innerstädtischen Grünflächen“ entwickelt. Inhalt des Konzepts sind vergangene Schritte und Handlungsoptionen für die Zukunft, mit dem Ziel das Stadtklima zu verbessern. Der Schwerpunkt wurde auf den Innenbereich und die Festsetzungen in den Bebauungsplänen sowie auf Ausgleichsmaßnahmen gelegt.

Folgende Maßnahmen und Handlungsoptionen fordert das Konzept: Sicherung sowie ökologische Aufwertung und Weiterentwicklung des Stadtbaumbestandes, ökologische Aufwertung der innerstädtischen Grünflächen, Baumschutz bei laufenden Baumaßnahmen und die Einbindung der Bürgerschaft. Weitere Themen sind planerische Maßnahmen sowie Festlegungen und Grünmaßnahmen bei Neu- und Überplanungen.

Mögliche und geplante Maßnahmen sind Pflanzung von Jungbäumen, das Konzept der „Schwammstadt“, Ausgestaltung der Grünflächen und Baumbeete als Sickerflächen, versiegelte Flächen entsiegeln, Dach- und Fassadenbegrünung und alternative Baumquartiere.

Das Ziel, jeden gefällten Baum wieder am selben Standort oder zumindest standortnah zu ersetzen, ist schwer umzusetzen, da die Standortbedingungen zu oft durch unterirdische Leitungen oder ungeeigneten Boden nicht optimal sind. In solchen Fällen muss das Baumquartier aufwändig verbessert oder der Baum an einem anderen Standort, möglichst in der Nähe, nachgepflanzt werden. In einigen Fällen kann auch beides nicht möglich sein. Auch in waldähnlichen Beständen, zum Beispiel im Landschaftspark Grütt, können oft Bäume nicht unproblematisch ersetzt werden, da die verbliebene Wurzel des gefällten Baumes nicht ohne weiteres entfernt werden kann. Eine Lösung ist das Setzen von Jungpflanzen beziehungsweise Setzlingen, die bis zu ihrer Etablierung gepflegt werden können. So können auch mit geringen Mitteln viele Bäume nachgepflanzt werden.

An Stellen, wo Baumquartiere nicht möglich sind, muss nach Alternativen gesucht werden. Dort können Hochbeete eingerichtet werden. Dabei werden Baumquartiere über das umgebende Bodenniveau angehoben. Baumquartiere benötigen eine Mindesttiefe von 1,5 Metern. Ist dies nicht gegeben, macht eine Alternative Sinn. Beispielsweise können Leitungen in einer zu geringen Tiefe im Boden vorhanden sein.

Die bisher durchgeführten und geplanten Maßnahmen des Eigenbetriebs Stadtgrün zeigen den Fokus auf ökologischen Themen, die im gesamtstädtischen Kontext eingebettet werden. Die Maßnahmen müssen sich aber auch an den Chancen und Grenzen der Stadt Lörrach orientieren. Insofern soll das Konzept zur Weiterentwicklung des Baumschutzes und der innerstädtischen Grünflächen einen Beitrag leisten, innerhalb der Stadt Lörrach ein gutes städtisches Klima zu sichern und es weiter zu verbessern. Das Konzept soll dabei als nicht zu unterschätzender Teil des städtischen Umwelt- und Klimaschutzes gesehen werden.

Stabsstelle Medien und Kommunikation

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