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Ein Stapel Zeitungen und ein Tablet

Stolpersteinverlegung 2021 in Lörrach


Die Zeremonie beginnt um 15.30 Uhr in der Kreuzstraße 18. Hier wohnte Berta Pahl, geborene Heinzelmann. Sie wurde zum Opfer der Euthanasieaktion T 4 der Nationalsozialisten, da sie an Depressionen litt. Über ihre langjährige Erkrankung ist nur wenig bekannt. Dokumentiert sind Aufenthalte in verschiedenen Einrichtungen. Direkt nach ihrer Ankunft in Grafeneck wurde Berta Pahl in der Tötungsanstalt mit Kohlenmonoxidgas ermordet.

Ihre Nichte Irene Heinzelmann wird bei der Verlegung eine Ansprache halten. Die Urenkelin Alexandra Heinzelmann-Emden reist aus Amsterdam an, um die Verlegung musikalisch zu begleiten. Des Weiteren werden mehrere Angehörige aus der Schweiz und vom Bodensee erwartet.

Um circa 16 Uhr werden in der Turmstraße 18/20 zwei Stolpersteine auf der Gebäudegrenze für das jüdische Paar Arthur und Frieda Juliusberger verlegt. Ihr langjähriger Wohnsitz war in Nummer 20, zum Zeitpunkt der Verfolgung und ihrer Deportation nach Gurs 1940 lebten sie in Hausnummer 18. Während Frieda Juliusberger aus Gurs befreit werden und in die Schweiz reisen konnte, kam ihr Mann nach Auschwitz, wo er 1942 für tot erklärt wurde. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor: Elsa und Erna. Elsa wandert mit ihrem Ehemann Max Kasar ins damalige Palästina aus. Der Ururenkel des Ehepaars Ido Bendori reist zur Verlegung mit seinem Vater aus Tel Aviv nach Lörrach. Seine Großmutter Hasida Shahar (geboren Hasida Kasar) war die Tochter von Elsa Kasar (geboren Juliusberger).

Vier Stolpersteine werden anschließend, circa 16.30 Uhr in der Haagenerstraße 6, ehemals Wilhelmstraße, eingelassen. Hier lebte die jüdische Familie Moses. Doktor Samuel Nathaniel Moses war Arzt sowie Gründer und Leiter eines Kinder- und Säuglingsheimes in Lörrach. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begannen unmittelbar die Repressalien gegen ihn und seine Familie. Bereits 1933 verlor er auf Grund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit das Amt des Kinderheimarztes im Blauenblick. Seine Patienten bekamen keine Behandlungsgutscheine mehr und wurden wegen Arztbesuchen bei Dr. Moses verwarnt.

Im Jahre 1938 emigrierte Samuel Nathaniel Moses mit seiner Frau Mina Marie und seinen beiden Söhnen Alfred und Bernard nach New York. Bernard hatte vier Söhne. Einer davon ist Paul Moses, der mit seiner Frau Maureen aus New York zur Verlegung anreisen wird.

Oberbürgermeister Lutz zeigt sich berührt über die rege Anteilnahme von Nachfahren an der diesjährigen Verlegung: „Es ist für die betroffenen Familien offensichtlich ein sehr wichtiger Schritt, dass wir mit den Stolpersteinen nun an Ihre Vorfahren erinnern. Die Opfer wurden entrechtet, verfolgt und zum Teil ermordet. Durch die Stolpersteine erinnern wir an die Menschen, an ihr Leiden - aber auch an ihr Leben inmitten der Lörracher Gesellschaft.“

Die detaillierten Biografien sind auf der städtischen Homepage einzusehen: www.loerrach.de/stolpersteine

Bei der Verlegung von Stolpersteinen besteht die Pflicht

zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, da der

Mindestabstand von 1,5 Metern voraussichtlich nicht immer

eingehalten werden kann.

Eine Anmeldung zur Teilnahme an der Stolpersteinverlegung

ist bis zum 18. Oktober 2021 erforderlich, per E-Mail an kultur(at)loerrach.de unter Angabe der

persönlichen Daten: Vor- und Nachname, Anschrift,

Telefonnummer.

Der Hölle entkommen – Filmabend und Vortrag zur Flucht und Fluchthilfe aus dem Lager Gurs

Der Fachbereich Kultur und Tourismus zeigt aus Anlass des Jahrestages der Deportation Lörracher Jüdinnen und Juden nach Gurs den Dokumentarfilm „Der Hölle entkommen - Kinder von Gurs überleben im Versteck" des Filmemachers Dietmar Schulz.

Am 22. Oktober 1940 wurden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland mehr als 6.500 Jüdinnen und Juden in Eisenbahnzügen nach Südfrankreich und anschließend ins Lager Gurs nahe der Pyrenäen gebracht. Für sie ist es der Vorhof zur Hölle von Auschwitz. Unter Ihnen befanden sich auch Alte, Schwerkranke und mehr als 560 Kinder. Dank mutiger Retterinnen und Retter können mehr als 400 Kinder und Jugendliche, oft buchstäblich in letzter Minute, den unmenschlichen Bedingungen des Lagers entkommen. Diese Rettungsaktionen, unter anderen durch Schweizer Rot-Kreuz-Schwestern und andere ausländische Hilfsorganisationen sind nun erstmals filmisch dokumentiert.

Im Anschluss daran präsentieren die beiden Lörracher Historiker Ulrich Tromm und Michael Kuhn-Sonnenfroh ihre Forschungen zum Schicksal jüdischer Kinder aus Lörrach, die aus Gurs entkommen konnten.

Anmeldung unter: kultur(at)loerrach.de

Ein 3G Nachweis ist erforderlich, sowie das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung während der Veranstaltung.

Stabsstelle Medien und Kommunikation

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