Volltextsuche auf: https://www.loerrach.de
Ein Stapel Zeitungen und ein Tablet

Klimaschutzaktivitäten in Lörrach 2020


Bereits 2002 ist Lörrach als erste deutsche Kommune mit dem Schweizer Label Energiestadt® ausgezeichnet worden. 2007 hat sie als erste Kommune Baden-Württembergs den European Energy Award® (eea) erhalten und 2010 mit dem European Energy Award® Gold ausgezeichnet. Den Gold-Status konnte Lörrach 2013 und 2016 erneut erreichen. Die Rezertifizierung für 2020 befindet sich gerade im Verfahren. Das Ergebnis wird für Frühjahr 2021 erwartet.

Der European Energy Award (eea)

Der eea befasst sich mit derzeit sechs Arbeitsfeldern, in denen die Kommune geprüft wird. Hierzu zählen Entwicklungsplanung und Raumordnung, kommunale Gebäude beziehungsweise Anlagen, Mobilität, Versorgung und Entsorgung, Kommunikation und Kooperation und die interne Organisation. Neben der eea-Beraterin wird der Prozess von einem internen Klimateam (ehemals Energieteam), bestehend aus den hauptsächlich betroffenen Fachbereichen, begleitet. Der heutige Klimabeirat, früher Energiekommission, bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderats und sachkundigen Bürgerinnen und Bürgern, berät ebenfalls den jährlichen Sachstand und alle vier Jahre das Arbeitsprogramm und gibt seine Empfehlungen an den Gemeinderat ab.

Klimanotstand

Bereits im Jahr 2019 hat die Stadtverwaltung in einer Gemeinderatssitzung den Klimanotstand ausgerufen. Die Stadt hat einen Mitmachplan Klima entworfen, bei dem Bürgerschaft und Verwaltung zukünftig noch stärker zusammenwirken sollen, dies gilt auch für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Die Grundlage dafür bilden das Arbeitsprogramm des European Energy Awards (eea), die Ergebnisse der Studie „Lörrach Klimaneutral“ und die sich daraus ergebenden jährlichen Maßnahmen.

Seit 2001 nutzt die Stadt Lörrach den eea für die kommunale Energie- und Klimaschutzpolitik. Der eingeschlagene Weg für die Stadt allgemein muss weiter fortgesetzt werden, um die angestrebte Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Als klimaneutral gilt eine Stadt bisher, wenn der Ausstoß an Treibhausgasen deutlich verringert wird und nur noch maximal zwei Tonnen pro Jahr und Person erreicht werden. Das Vier-Jahres-Arbeitsprogramm für den eea wurde dieses Jahr zur Rezertifizierung neu beschlossen. In diesem Arbeitsprogramm werden zahlreiche Maßnahmen festgehalten.

Der Klimaschutzbericht, der 2020 vorgestellt wurde, kommt zu folgendem Ergebnis:  Bezogen auf den einzelnen Einwohner konnten die Zielwerte erreicht werden. Die CO2-Emissionen pro Kopf lagen 2016 bei 7,6 Tonnen pro Einwohner. Der Wert liegt noch deutlich über dem Zielwert für die Klimaneutralität von zwei Tonnen pro Einwohner und Jahr im Jahr 2050.  Bei der Abnahme der Gesamtemissionen konnte der Zielwert aber noch nicht erreicht werden. Dies ist vor allem auf die steigende Einwohnerzahl Lörrachs zurückzuführen.

Die größten CO2-Einsparungen sind bei der Industrie zu verzeichnen, was in erster Linie auf strukturelle Veränderungen zurückzuführen ist. Bei den Privathaushalten, die mit 37 Prozent inzwischen den größten Anteil ausmachen, sind die Emissionen weitgehend konstant geblieben. Zusammen verursachen die Privathaushalte und die Mobilität 59 Prozent der CO2-Emissionen.

Um die Klimaneutralität in 30 Jahren zu erreichen, sieht die Stadtverwaltung  Gebäudesanierungen im privaten und unternehmerischen Bereich sowie den Einsatz von regenerativen Energien und Maßnahmen zur umweltfreundlichen Mobilität als wichtige Handlungsfelder an. Durch die energetischen Sanierungen der letzten Jahre kann die Stadt derzeit pro Jahr circa 212.000 Euro an Energiekosten (Wärme) sparen. Dieser Effekt wird mit steigenden Energiekosten und der CO2-Bepreisung ab 2021 weiter ansteigen.

Wichtige Beiträge sind hierzu auch weitere Photovoltaikanlagen zu installieren und die Straßenbeleuchtung schrittweise umzustellen auf LED Leuchtmittel. Diese sollen gleichzeitig insektenfreundlich sein. Die Stadt sieht den Bau von Solaranlagen derzeit als einen Schwerpunkt in der Energieberatung und beteiligt sich aus diesen Gründen auch an dem Projekt „Solar 365 – Ein Dach für gutes Klima“ des Landkreises Lörrach.

Weiter geführt wurden diese Jahr die Energieberatungen als Erstberatungen für die Lörracher Bürgerinnen und Bürger. Auch jetzt in Corona-Zeiten kann dies entweder telefonisch oder mit Termin beim Fachbereich Umwelt und Klimaschutz durchgeführt werden.

Zusammenarbeit mit Interessensgruppen und Vereinen

Verschiedene Vereine und Interessensgruppen, mit denen die Stadt regelmäßig oder projektbezogen zusammenarbeitet, engagieren sich in Lörrach für Umwelt- und Klimaschutzthemen. Seit vielen Jahren wird im Naturschutzbereich mit dem Trinationalen Umweltzentrum zusammengearbeitet, zum Beispiel bei der Pflanzung von Streuobstbäumen am Tüllinger Berg, auch gemeinsam mit Schulklassen.

Der Runde Tisch Klima, der sich im Januar 2020 neu gegründet hat, ist damit auch ein Baustein im „Mitmachplan“ der Stadt. Er organisiert sich selbst aus der Bürgerschaft und dessen Moderation wurde 2020 von der Schöpflin Stiftung finanziert. Beim Runden Tisch Klima können sich Bürgerinnen und Bürger für Themen und Maßnahmen engagieren, die dem Schutz des Klimas dienen. Die konkrete Entwicklungsarbeit des Runden Tisches Klima geschieht in Projektgruppen. Diese Projektgruppen sind aus sechs Themenfeldern entstanden: Mobilität und Verkehr, Stadtplanung, Energie und Wohnen, Schule, NaturStadt (Stadtbegrünung), Ernährung und nachhaltiges Leben, Wissen und Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit.

Aktion gegen Schottergärten

Gemeinsam mit der Gruppe NaturStadt bereitet die Stadt eine Informationskampagne zu Schottergärten in Lörrach vor. Schotterflächen heizen sich wesentlich stärker auf als begrünte Gärten und verschlechtern so das Stadtklima. Darüber hinaus haben sie einen geringen naturschutzfachlichen Wert und aufgrund es kann kein Regenwasser versickern. Zudem verstoßen sie gegen die Landesbauordnung und das Naturschutzgesetz von Baden-Württemberg.

Um auf Grünflächen Lebensraum für die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten zu bieten, müssen Gärten möglichst strukturreich angelegt sein. Deshalb der Appell an die Bürgerschaft, keine neuen Schottergärten zu bauen oder diese insektenfreundlich umzubauen. Gärten sollen die Biodiversität fördern und mit einheimischen Bäumen, Sträuchern, Kletterpflanzen und Stauden bepflanzt werden. Beim Verkauf von städtischen Baugrundstücken werden die Käuferinnen und Käufer zukünftig darauf hingewiesen, dass sie auf die Anlage von Schottergärten oder Vergleichbarem verzichten müssen.

Nachhaltig Einkaufen

In der Stadt Lörrach haben vor allem auch in der Coronazeit die Abfallmengen zugenommen. Ein Grund hierfür sind auch die Einwegbecher. Der Mehrweg Coffee to go Becher soll die Bürgerschaft für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren. Das ist das gemeinsame Ziel der Stadt, der fairBRAUCHer-Gruppe Lörrach, die sich auch beim Runden Tisch Klima engagiert und des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Die Gruppe beschäftigt sich mit den Themen Ernährung, Bereiche des täglichen Konsums und Lebensstil.

In diesem Projekt Coffee to go wird von der fairBRAUCHer Gruppe eine Umfrage unter den Gastronomen zur Nutzung von Mehrwegbechern durchgeführt. Nach Auswertung der Ergebnisse planen die beteiligten Gruppen eine Informations-kampagne zur Nutzung von Mehrwegbehältnissen.

Maßnahmen zur Klimaanpassung der Stadtbegrünung

Für mehr Grün in der Stadt hat der Fachbereich Stadtgrün vielfältige Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählen eine angepasste Pflanzenauswahl, die Vergrößerung der Baumquartiere, Vergabe der zusätzlichen Arbeiten bei Pflege und Fällung, Aktion „Ich will bei dir Wurzeln schlagen“ und das Projekt Baumbeetpatenschaft.


Pflanzenauswahl

Schon seit über 15 Jahren werden die Baumarten der Neupflanzungen nach den Pflanzempfehlungen der Gartenamtsleiterkonferenz-Liste (Galk) ausgesucht. In dieser Liste werden Bäume aufgeführt, die den besonderen Ansprüchen des Stadtklimas auf Hitze und Trockenresistenz entsprechen. In Hinsicht auf die Bodendecker- und Pflanzflächen der Stadt werden diese kontinuierlich mit einheimischen Stauden und Wildblumen neu angelegt. Diese sind weitgehend trockenheitsresistent und können sich nach einer Trockenperiode wieder erholen. In der Vergangenheit konnten somit schon knapp 3000 Quadratmeter Straßenbegleitgrün umgewandelt werden. Im Rahmen der aktuellen Aktion „Blütenmeer statt Kirschlorbeer“ werden auch in diesem Winter circa 650 Quadratmeter monotoner Bodendeckerflächen umgewandelt.

Vergrößerung Baumquartiere

Wegen der ungünstigen Bodenbeschaffenheit der meisten Pflanzquartiere im Stadtgebiet ist eine Vorbereitung des Standortes mit Baumsubstrat unerlässlich.  Dabei werden für jeden Baum, der neu gepflanzt wird, mindestens 12 Kubikmeter Wurzelraum geschaffen. In zu kleinen Standorten wird, wenn möglich, auch der Bereich im Bürgersteig oder im Straßenraum mit überbaubarem Baumsubstrat unterbaut.

Aktion „Ich will bei dir Wurzeln schlagen“ und Baumbeetpatenschaft

Damit auch in den privaten Grünflächen der Bestand der Bäume erhöht wird, sollen jedes Jahr 100 Bäume an Lörracherinnen und Lörracher verschenkt werden. Erstmals fand die Aktion 2020 statt. Bei einem Kostenpunkt von circa 4000 Euro ist der Effekt zur Einbindung der Bürgerschaft sehr positiv und die Kosten überschaubar. Auch bei der Baumbeetpatenschaft können sich Bürgerinnen und Bürger einbringen. Diese kümmern sich um die Bewässerung des Baumbeets. Bislang wurden Patenschaften für acht Baumbeete abgeschlossen.

Maßnahmen für 2021

Im Straßenbegleitgrün hat die Stadt vielfältige Maßnahmen für das nächste Jahr vor. Der Fachbereich Stadtgrün möchte Flächenpflanzungen in Bestandslücken geschlossener Bestände vornehmen. Um die Ausfälle in den waldähnlichen Beständen der Parks wie zum Beispiel im Grüttpark wieder zu schließen, werden Flächenpflanzungen ähnlich derer bei Forstflächen mittels Setzlingen angelegt und bis zu Ihrer Etablierung gepflegt. Die Ersatzpflanzungen sollen einen Pflanzausgleich über mehrere Jahre bieten.

Eine weitere Maßnahme soll die Entsiegelung von versiegelten Flächen sein. Freiflächen sollen zurück gebaut und neu bepflanzt werden. Die Stadt plant Versickerungsflächen, die bei Starkregen nützlich sind. Um auf zukünftige Starkregenereignissen zu reagieren, sind neu geplante Grünflächen in Muldenform anzulegen. Auch Gehwegbereiche sollen entlang der Grünflächen mit Gefälle zum Stadtgrün ausgeführt werden.

Fassaden und Dächer sollen der Umwelt zuliebe begrünt werden. Dies wird vorwiegend bei privat- oder wirtschaftlich genutzten Gebäuden geschehen. Bei allen öffentlichen Gebäuden sollte eine Begrünung der Dach- und Fassadenflächen geprüft und wenn möglich durchgeführt werden. Die befestigten Flächen, die nicht entsiegelt werden können, sollen mittels Großkübel begrünt werden, um eine Beschattung zu erreichen und somit das Kleinklima zu verbessern.

Stabsstelle Medien und Kommunikation

Nach oben