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Stolpersteinverlegung 2021

Samuel Moses wurde am 5. Dezember 1882 als Sohn von Marie und Jakob Moses in Kirchen, heute Efringen-Kirchen, geboren. Bis zum Sommer 1892 ging er in Kirchen in die Volksschule. Ab 1892 besuchte er das Hebel-Gymnasium in Lörrach, wo er das Abitur als Jahrgangsbester abschloss. Im Anschluss studierte er Medizin in Freiburg, München und Berlin. Am 12. August 1909 eröffnete Dr. Moses eine Arztpraxis in Lörrach.

Samuel und Mina Moses (Quelle: Familienarchiv Moses, N.Y)Von August 1914 bis 1918 war er Offizier und Stabsarzt, unter anderem im 5. Badischen Infanterie-Regiment 113 und im 3. Bayerischen Landwehr Infanterie Regiment. Hierbei leistete er mehrfach Kriegseinsätze unter anderem in Lothringen und Flandern, sowie Einsätze als Arzt in verschiedenen Lazaretten. Samuel Moses war Träger des Eisernen Kreuzes I. und II. Klasse, sowie der Badischen Verdienstmedaille.

Am 18. November 1918 aus der Armee entlassen, annoncierte er bereits am 22. November 1918 im Oberbadischen Volksblatt („Aus dem Felde zurück!“) die Wiederaufnahme seiner Arbeit als Arzt in Lörrach in der Wilhelmstr. 6, heute Haagener Straße.

Im Jahr 1918 gründete und leitete er ein Kinder- und Säuglingsheim in Lörrach, zunächst in der Herrenstr. 8, ab November 1926 im Haus am „Blauenblick“.

Nach seiner Rückkehr war er in Lörrach als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei und ab 1919 als Mitglied des Lörracher Bürgerausschusses auch politisch aktiv. Im Jahr 1920 heiratete er Mina Günzburger.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten waren er und seine Familie unmittelbar Repressalien ausgesetzt. Am 1. April 1933 erfolgte in Lörrach ein „Werbeumzug“ der SA und SS gegen jüdische Geschäfte. Bei dieser Aktion wurden auch zwei Männer der SS vor der Praxis und Wohnung von Dr. Moses in der Wilhelmstr. 6 postiert. Drei Wochen später verlor er auf Grund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit das Amt des Kinderheimarztes im Blauenblick und war im Lörracher Bürgerausschuss „nicht mehr erwünscht“. Der NS-Bürgermeister Reinhard Boos verhinderte 1935 zudem die Ausgabe von Behandlungsgutscheinen durch das Städtische Fürsorgeamt an Patienten von Dr. Moses. Von mindestens einer Krankenkasse wurden nicht-jüdische Patienten wegen Arztbesuchen bei Dr. Moses verwarnt und mit Anzeige bei den Behörden bedroht. Der Familie wurde somit direkt und indirekt die Lebensgrundlage entzogen.

In Erahnung der weiter eskalierenden Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten gegen die jüdischen Bürger (Reichkristallnacht am 9. November 1938, Deportation der badischen Juden am 22. Oktober 1940 nach Gurs) verkaufte Dr. Moses am 19. August 1938 Haus und Besitz und bereitete die Emigration seiner vierköpfigen Familie in die USA vor. Anfang September 1938 verließ die Familie Europa mit dem Passagierschiff Veendam via Rotterdam und erreichte am 13. September 1938 New York.

Der berufliche Neuanfang in den USA war für Samuel Moses jedoch schwierig, denn um in den USA als Arzt tätig sein zu dürfen, musste er zunächst eine ärztliche Staatsprüfung ablegen. Dies gelang ihm bereits im Jahr 1939, trotz der sprachlichen Herausforderung. Er praktizierte noch im Alter von über 80 Jahren in New York als Arzt.

Zu Ehren seines achtzigsten Geburtstags sandte die Stadt Lörrach dem Jubilar 1962 diverse Geschenke nach New York. Darunter eine Tonbandaufnahme mit zahlreichen Grußbotschaften, unter anderem durch den damaligen Oberbürgermeister Hugenschmidt.

Das Oberbadische Volksblatt schrieb aus diesem Anlass: "Von all den jüdischen Mitbürgern, die vor den Verfolgungen im Dritten Reich aus unserer Stadt flohen, ist Dr. Moses wohl die bekannteste und beliebteste Persönlichkeit gewesen. Sein Wirken in der Stadt als Helfer der Menschheit, als Freund der Armen und Bedrängten, als Mann der Öffentlichkeit ist bis in unsere Tage nicht vergessen geblieben".

Dr. Samuel Moses verstarb am 21. Januar 1969 in Fullerton, Orange County, Kalifornien, USA.

Autoren: Paul Moses und Michael Kuhn-Sonnenfroh

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