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Stolpersteine für Elise Willstätter in der Carl-Maria-von-Weber-Str. 2

Gustav Willstätter wurde am 26. Oktober 1885 in Lörrach geboren. Seine Eltern waren der Lörracher Handelsmann und Pferdehändler Jakob Willstätter (1850-1934) und dessen Ehefrau Elise geb. Maier (1856 – 1941). Zusammen mit seinen Eltern und mehreren Geschwistern, unter anderem mit seiner Schwester Bertha (*1881) und seinem Bruder Max (*1892), lebte Gustav zunächst in der Teichstraße 50 in Lörrach. Später ist als seine Wohnadresse die Kreuzstraße 10 sowie zuletzt die Riehenstraße 1 (Ecke Gustloffstraße 2, heute Carl-Maria-von-Weber-Straße 2) belegt, wo er zusammen mit seinen Eltern und seiner im Jahr 1937 verstorbenen Schwester Bertha lebte. Beruflich war Gustav als Kaufmann in Lörrach tätig.

Wie alle Lörracher Männer jüdischen Glaubens, wurde auch Gustav Willstätter am 10. November 1938 im Zuge der Reichspogromnacht inhaftiert und als sogenannter Schutzhäftling in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager am 15. Dezember 1938, kehrte er zu seiner Mutter Elise nach Lörrach zurück. Mit ihr zusammen wurde Gustav am 22. Oktober 1940 in das noch unbesetzte Frankreich deportiert und im Camp de Gurs interniert.

Gustavs jüngerer Bruder Max Willstätter, der gegen Ende der 1930er Jahre über Österreich und die Tschechoslowakei nach Argentinien emigriert war, bemühte sich umgehend darum, die beiden Internierten zu sich nach Argentinien zu holen. Doch die argentinischen Behörden wollten den Verfolgten keine Visa für die Einreise ausstellen. Auch mehrere direkte Kontaktaufnahmen von ihm mit der argentinischen Botschaft in Paris blieben ohne Erfolg. Gleichzeitig versuchte Max durch zugesendete Lebensmittelpakete sowie Geldzahlungen die fürchterlichen Lebensumstände seiner Mutter und seines Bruders im Lager Gurs etwas zu verbessern.

Am 16. Oktober 1941 verstarb allerdings Elise Willstätter an der im Lager grassierenden Ruhr. Nachfolgend ließ Max nichts unversucht, zumindest noch seinen Bruder Gustav zu retten. In einem Brief von Gustav an seinen Bruder Max vom 16. Oktober 1941, in dem er über den Tod der Mutter berichtete, bat er diesen auch inständig: „[…] Forciere bitte meine Abreise, denn ich habe hier nichts mehr zu suchen, auch in D. nicht“. Gleichzeitig bescheinigte Gustav auch seinem Bruder: „[…] Du l. Max hast deine Pflicht getan.“ (S. 220).

Bereits im Sommer 1941 hatte Max Willstätter den Basler Rechtsanwalt Dr. Ludwig Haas beauftragt, sich um eine Ausreise seiner Mutter und seines Bruders zu bemühen. Doch auch die Versuche des Anwalts, nach dem Tod von Elise Willstätter noch in irgendeiner Weise die Ausreise von Gustav zu ermöglichen, blieben ohne Erfolg und sind durch mehrere erschütternde Briefe überliefert. Im letzten Brief von Gustav Willstätter vom 29. April 1942, der an den Rechtsanwalt Dr. Haas adressiert ist, bekundet er seine Freude über das Engagement des Basler Anwalts. Gleichzeitig bemerkt Gustav bezüglich seiner Lage: „Mir geht es den Verhältnissen entsprechend noch gut, wenn auch ab und zu der Magen knurrt, dazu fehlen mir noch die beliebten Schweizer Stumpen nebst der Nationalzeitung […].“ (S. 228f.).

Im August 1942 wurde Gustav Willstätter schließlich in das Sammellager Drancy nördlich von Paris überführt. Von dort wurde er, wie so viele andere Juden auch, am 12. August 1942 nach Auschwitz deportiert. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde Gustav Willstätter unmittelbar nach seiner Ankunft in Auschwitz ermordet.

Autor: Kai Bühler, Stadtarchiv Lörrach

Quellenhinweise

  • Groszman, Gabriel: Semi Uffenheimer. Jüdische Familiengeschichten aus Breisach, Lörrach, Bühl, Graben in Baden und in Argentinien 1902-1981-2013, Konstanz 2013, S. 213-231).
  • Weitere Quellen aus dem Stadtarchiv Lörrach und nach Angaben von Gabriel Groszmann sowie Dr. Markus Hofmann.

Familie Willstätter

  • Familie Willstätter
  • Die Familie Willstätter im Jahr 1894: Jakob und Elise Willstätter mit ihren fünf Kindern.
    Mutter Elise in der Mitte, Jakob Willstätter steht in der hinteren Reihe. Sohn Gustav sitzt links neben seiner Mutter, Sohn Max steht rechts von seiner Mutter.
    Foto: privat

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